gegen das selbst das finsterste Mittelalter mit seiner Inquisition. und seinem Hexenglauben noch eine kultivierte Vergangenheit dar­stellte, was ein solch verkommenes System mit solchen Worten, die wie ein kalter Hohn auf mich wirkten, wohl bezweckte? Ich konnte mir keine Antwort geben. Wie so vieles andere, findet dieser Hohn, der mir vom Dache des Lagergebäudes entgegen leuchtete, seine Begründung ausschließlich in dem verbrecherischen Größen­wahn, ohne den das Naziregime nicht existieren konnte.

Tagsüber hatten wir uns im Hofe aufzuhalten. Dieser Hof war 12 m breit und 28 m lang; natürlicher, mit kleinem Kies vermischter Feldboden. Seine einzige Zier waren 2 alte Holzfässer für die Auf­nahme von Kehricht. Nach Süden war ein mit Stacheldraht ver­sehenes Tor, dazwischen der Wachturm mit den stets feuerbereiten Maschinengewehren. Dahinter war noch ein breiter, auch mit Stacheldraht umwehrter Gang mit den SS- Wachposten. Warnungs­tafeln mit Totenköpfen, daß der Draht elektrisch geladen sei und auf jeden, der sich ihm nähert, ohne Warnung geschossen wird, waren abschließend nach dieser Seite unsere einzige Aussicht. Nach Norden des Lagerinneren bildete ein Holztor den Abschluß, das den Ausblick in das Lager verwehrte. Am Eingang saß ein Häftling als Pförtner, der beim Kommen, auch des einfachsten SS- Mannes ,, Achtung" zu schreien hatte. Dann mußten wir unsere Kopfbedeckung abnehmen und wo wir uns gerade befanden, in militärischer Haltung stramm stehen. Wie der Block und die Räu­me, so war auch der Hof für die 860 Menschen viel zu klein. Da wir alle mehr oder weniger an Erkältungen und starkem Husten litten, wurde mangels eines Taschentuches oder eines Spucknapfes alles auf den Boden gespuckt.

Bei den 860 Menschen, die der Block beherbergte, war dies eine ganz schlimme, unhygienische Angelegenheit, denn wir mußten auf diesem Boden auch wieder herumsitzen und unser Essen dabei einnehmen. Schemel oder andere Sitzgelegenheiten gab es nicht. Wurde es nun regnerisch, so war unsere Lage noch kritischer. Der Feldboden verwandelte sich in tiefen Morast. Bis an die Knöchel wateten wir im Schmutz; dazu konnten wir auch an ein Waschen der Füße nicht denken, weil von morgens 7 Uhr bis abends 19 Uhr das Wasser abgesperrt war. Gab es dann Wasser, war die Waschgelegenheit so umlagert, daß nicht alle zum Waschen kamen und mit dreckigen Füßen ihr Nachtlager aufsuchen mußten. Kurz nach dem Abendessen gab es auch wieder Zählappell. Neben verschiedenen Mitteilungen und Ver­waltungsnotwendigkeiten, mit denen wir bekannt gemacht wurden, bekamen wir eines Tages auch noch zu hören: Und daß Ihrs wiẞt,

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