8. Dezember 1944

Mein lieber Kameradl

Es ist mir vergönnt, mich noch von Dir zu verab- schieden, was leider den meisten Menschen nicht möglich ist. Ich weiß, Du würdest, wenn es in Deiner Macht stände, mir das Schwerste abnehmen. Doch jeder muß für das, was er getan hat, selbst einstehen. Meine Liebe zu Dir macht es mir leichter, als ich glaubte. Daß ich Dich bis ins Grab liebe, brauche ich wohl nicht zu ver- sichern, Sei den Kindern immer das, was ich an Dir hatte, ein Kamerad! Wie es Dir geht, ist mir nicht be- kannt, aber ich glaube doch, wie immer gut. Meine Gedanken sind bei Dir und zu Haus. Alles Weinen ist jetzt zwecklos. Meine Kinder, Omi und Du machen mir den Abschied unsagbar schwer. Doch ehe das Bewußt- sein richtig da ist, wird alles vorbei sein. Ich danke Dir für kurze, glückliche Stunden und hoffe, daß Dir das Leben noch Angenehmes bringen wird. Sei weiterhin das, was Du bisher warst, ein gerader aufrechter Mann. In der Hoffnung auf das Leben gehe ich in den Tod. Ich gehe im Glauben an ein besseres Leben für Euch. Stark wollen wir sein. Meine besten Wünsche für Dich und die Kinder sind Dir gewiß. Letzte Grüße und Küsse

Deine Elli