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Meine innigstgeliebte gute Mutter!

Heute sind es nun vier Wochen seit meiner Verurtei­lung, und vielleicht ist dieses mein letzter Brief an Dich. Denn ich muß täglich damit rechnen, im Morgengrauen von hier abgeholt zu werden, um meine große Reise anzu­treten. Ich lese noch einmal Deinen Brief vom 30. No­vember 1943 und gebe Dir hiermit zugleich auch meine Antwort:

Ja, meine liebe Mutter, Du hast recht,

,, Es ist besser, stehend zu sterben

als kniend zu leben",

und ich sage Dir, daß ich meinem Geschick nicht böse bin. Sollte ich noch einmal leben können, ich würde mit Freuden denselben Weg gehen. Diese Freude nun hat mich auch heute nicht verlassen, und in mir ist Ruhe, weil der Kampf nun zu Ende geht. Aber nicht als Be­siegter sterbe ich, sondern darf auf meinen Grabstein schreiben: Nicht vergebens! Dabei denke ich an alles, was gewesen ist, geworden ist und noch werden wird, und nehme die stolze Gewißheit und Genugtuung mit mir, dab nun alles seiner großen Verantwortung entgegengeht.

Ich weiß, Mutter, Dir sind meine Worte nicht zu schwer, und wie immer, so verstehen wir uns auch heute. Dieses Verstehen und unsere Liebe wird kein Ende haben.

Ich muß nun Abschied nehmen von allem. Aber der Abschied von Dir ist mir der schwerste. In stillem Ge­denken sage ich allen Lebewohl. Du, meine liebe Mutter, sei still und bleibe ruhig, denn Du weißt nun, ich bin ungebrochen, und wenn auch oft traurig so doch stolz und ohne Furcht. Ich habe im Leben nun alles

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