Es müßte ein Wunder geschehen, sollte ich aus dieser Wasserwüste lebendig herauskommen. Es lohnt nicht, sich mit Gedanken an eine Rettung zu beschweren. Träumen wir lieber...
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Die„Cap Arcona ” ist ein großer Luxusdampfer von 26000 Tonnen. Hier mögen sich ferienfrohe Menschen auf den weißen Decks getummelt haben, mögen in den Liegestühlen geruht oder in den Unterhaltungsräumen sich im Tanze gewiegt haben.
Als wir Häftlinge das Schiff betraten, war von der früheren Pracht nichts mehr zu sehen. Verwahrlost bot es sich uns dar. In der Ecke eines Zwischendecks war ein Haufen nackter Leichen aufgestapelt— das unvermeid- liche Begleitbild eines deutschen Konzentrationslagers. Drüben, kaum 200 m entfernt, lag die„Thilbeck“, ein grö- ßerer Frachtdampfer, dahinter die„Athen . Auf der an- deren Seite die„Deutschland “ und dazwischen einige klei- nere Schuten.
Elftausend Menschen harrten auf diesem schwimmen- den KZ der Freiheit. Rundum schwammen wie bissige Wachhunde deutsche U-Boote— bereit, jedes Schiff in den Grund zu bohren, dessen Belegschaft meutern und den Weg in die Freiheit gewaltsam suchen sollte.
Wir Fünftausend auf der„Cap Arcona ‘ sind bunt durch- einandergewürfelt. Gruppen aller Nationalitäten bevölkern das Schiff. Wir Deutschen stellen nur ein Kontingent von einigen hundert Mann. Nur wenige Freunde haben sich auf unserem Schiff zusammengefunden. Hermann Wald- voigt und ich bewohnen eine kleine fensterlose Kajüte mit noch zwei anderen Genossen, Walter Block, Kapo im Lager, ist Schiffsältester. Der Schauspieler Erwin Geschonnek , der bereits in Neuengamme — trotzdem er Blockältester war-—- als hervorragender Funktionär zu- sammen mit Hans Schwarz die politische Arbeit geleitet hatte, liegt einige Kajüten weiter. Michail Sacharow kom-
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