Mehrzahl, durch den moralischen Sumpf zu immer neuem Widerstand angestachelt wurden und über sich selbst hinauswuchsen, ein Heldentum verkörpernd, um dessen Größe nur die Eingeweihten wissen. Kein Ritterkreuz schmückt die Tapfersten aus den Todesmühlen, als Namenlose haben sie ihre Menschenpflicht getan.

Ich bin mir dabei vollkommen im klaren, daß unsere Gegner die Schilderung eines demoralisierten Kommu­nisten mit Behagen aufgreifen werden. Sie mögen nicht vergessen, diesen Absatz meines Berichtes jeweils zu zitieren. Sie mögen weiterhin zur Kenntnis nehmen, daß sie damit nur ihre eigene menschliche Erbärmlichkeit offenbaren.

Es ist billig, ein Heldenepos vom KZ zu singen und die Rollen einseitig zu verteilen. Wollte man totschwei­gen, daß auch aufrechte und anständige Genossen im Laufe der Jahre der Demoralisierung verfallen sind, so würde man ein Märchen aus Tausendundeinenacht er­zählen, aber keine Tatsachen berichten. Ich meine, die ganze menschliche Tragödie nicht besser charakterisieren zu können als an solchen Einzelbeispielen.

Ich will zeigen, mit welch unerhörten Schwierigkeiten die Organisation Tag für Tag zu kämpfen hatte. Für uns war die Partei die einzige Kraftquelle. Organisiere dich oder gehe unter das war der Wegweiser im KZ.

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Ich gebe mich keiner Selbsttäuschung hin, daß ich wahrscheinlich nach ein oder zwei Jahren KZ- Aufent­haltes für meine Person den Weg alles Fleisches gegan­gen wäre: in das Krematorium. Der dicke Gustav ver­sicherte mir immer wieder, daß der primitive Trieb ,, ein­fach am Leben zu bleiben", ein Faktor war, der in jede politische Rechnung im Lager eingesetzt werden mußte. Er hat einen Menschentyp geschaffen, der durch Anpas­sung an die Lagerverhältnisse eben am Leben blieb, während die anderen zugrunde gingen. Ich kann nur sagen, daß mir die Logik dieser Entwicklung vollkommen

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