Na, Langer, laß die Ohren nicht hängen, wenn du noch nicht gleich zur Mutti kommst. Lang geht's nimmer. Nee, Hein, ertönt's im Chor,keine Sorge!"Denn weißt du, erläutere ich unsern Standpunkt,lieber ist's mir schon, wenn draußen die roten Fahnen wehn und die

Glocken läuten zu unserer Begrüßung und man uns in Ehren herausholt'.

Du, Hein, flachst Walter,Du mußt langsam an- fangen Posaune blasen lernen. Onkel Luis stellt schon die Kapelle zusammen für den proletarischen Freiheits- marsch."

Wir rauchen gemeinsam eine Abschiedszigareite. Hein war der letzte von unseren Beamtenfreunden, der mir Lebwohl sagte. Heute am 27. 9. 1944 weiß jeder Beamte, was kommen wird. Einige von ihnen werden bis zum letzten Tage ihre Henker-Allüren nicht ablegen und im Chaos des Umsturzes ein verdientes Ende finden.

Aber andere werden sich beim Anmarsch der Alliierten und beim Kampf um Hameln als wahre Genossen erwei- sen. Kein Wunder also, daß zum Abschied von allen Seiten Segenswünsche ertönten, und daß das Hände- schütteln kein Ende nehmen wollte,

Walter, mein Junge, und du, Karl Tuttas lebt wohl, ihr Lieben, lebt wohl bis zur ersten großen Freiheitsfeier draußen in Berlin , oder in Hannover , oder irgendwo im Ruhrgebiet ...

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