Wir‘ Vorarbeiter bekommen‘weiße Binden mit einem Stempel darauf. Wer sie trägt, kann sich im ganzen Haus frei bewegen. Jeder Beamte muß ihn durch verschlossene Zwischentüren hindurchschieusen.;
Trotz allen Ereignissen draußen ist unser Einfluß im Hause gewachsen. Willi, unser Eisbrecher, und jetzt mein Kollege, hat wiederum einige von uns auf Posien dirigiert. Andere sind auf anderen Wegen.aus dem Zellenflügel gelangt.
Die Tischlerei steht unter dem Kommando von Hannes Lau, einem Hannoveraner Sozialdemokraten. Bei ihm sind Jan Piepenpott aus Nordhorn und Paul Langer aus Duisburg untergekommen. Auch Karl Tuttas aus Essen hat jüngst dort angefangen.
In der Küche arbeitet Albert Schröder aus Duisburg . Bald wird Hermann Behrens aus Wuppertal in der Wasch- küche auftauchen. Auf Außenkommandos sind verschie- dene Genossen verteilt. Den Holzhof kommandiert Franz Hanke, ein alter Essener Genosse. Bald wird Fritz Schäfer aus Düsseldorf : in die Schneiderei übersiedeln, und Jonny Jansen aus Emden Bäcker werden.
Aber was das Wichtigste ist: Walter Spengemann, ein Führer der Hannoveraner Sozialistischen Jugend, über- nimmt die Bücherei.
Für den politischen Gefangenen ist die Bücherei wich- tiger als Essen und Trinken. Walter— wir werden ihn später noch genauer kennenlernen— meistert seine Auf- gabe geradezu genial. Bald haben wir einen Ueberblick über den Bestand. Interessante politische Werke machen die Runde. Ja, auch auf Neuanschaffungen hat der Bücherkalfaktor Einfluß. Bald wird er das Vertrauen des Oberlehrers gewonnen haben und Einblick in wichtige interne Vorgänge des Anstaltslebens nehmen. Walter wird unser wichtigster Mann werden.
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