KONZERT

Das Orchester machte einen sehr merkwürdigen Eindruck. Die Ausführenden waren Frauen, stets in einheitlicher Kleidung: dunkelblaue plissierte Röcke, mit weißen kurzärmeligen Blu­sen oder dunkelblaue Kleider mit weißen Punkten. Als Grup­penaufnahme, zur Veröffentlichung in einer illustrierten Zei­tung bestimmt, hätte man diesem Bilde etwa folgende Über­schrift geben können: Damenorchester spielt täglich vor zahlreich versammeltem Publikum"... usw. In der Instru­mentenbesetzung nahmen die zahlreichen Mandolinen den ersten Platz ein, außerdem waren einige Geigen, Violoncelli, Trommeln, wohl auch ein Saxophon vertreten. Klanglich herrschte das Mandolinenspiel und der düstere Trommelschlag vor. Die zitternden Klimpertöne der Mandolinen milderten zwar den musikalischen Gesamteindruck, doch irgendwie ver­liehen sie dem ganzen Ensemble eine lächerliche Note. Dafür wirkte die Trommel gewaltig, unheimlich, durchdringend. Die dumpfen Trommelwirbel erinnerten, trotz ihres andersgear­teten Rhythmus, unwillkürlich an die Ankündigung besonders aufregender Attraktionen im Zirkus, vor dem Salto mortale eines Seiltänzers oder sonst einer mit Spannung zu erwarten­den Zirkusvorführung. Bei dieser musikalischen Ansage be­sonders attraktiver Programmnummern pflegen den Zu­schauern leichte Schauer über den Rücken zu laufen.

Der Salto mortale, den die ,, Zirkuskünstler" zum Takt dieser Trommel vorzuführen hatten, hatte auch seinen ganz spezi­fischen Charakter. Die riesenhafte Zirkusarena, die diejenigen zu Zeiten Neros bei weitem übertraf, war das Konzentra­

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