wimmeln lauter Beine, von Männern, Frauen und Kindern mit gutem oder schlechtem Schuhwerk bekleidet, die alle bald aus meinem Gesichtskreis verschwinden und in das Krematorium marschieren.
Es ist Frühling. Sonne erhellt die Welt, Liebe und Freiheit- und gleichzeitig diese Grausamkeiten, die Menschen ihren Mitmenschen zufügen. Warum?
Stunden um Stunden liege ich nun hier, ein frisches, grünes Rasenstück vor meinen Augen, und darauf immer wieder neue Beine von unglücklichen Menschen, die in den Tod gehen müssen und ich bin genau so hilflos und ohnmächtig wie damals als vierjähriges Mädchen. Heute ist es noch viel grausamer; damals konnte ich schreien, heute darf ich das nicht einmal.
--
-
Mein Liebster, einziger Freund, verzeih, daß mein erster Brief an Dich nach so vielen Jahren so voller Traurigkeit ist. Du bist Dichter vernimm meinen Ruf: fühle, daß ich heute an Dich geschrieben habe, antworte mir mit einem Gedicht. Ich will und darf nicht den Glauben verlieren, ,, daß es eine Liebe gibt, die siegt". Wie sehne ich mich nach Deinen Gedichten, wie gern hätte ich sie bei mir... Kein Gedicht, kein Lebenszeichen und so oft keine Hoffnung mehr... Rasen, Beine, Stacheldraht. Einige Fetzen Papier , auf denen ich schreibe. Wie könnte mein Brief in diesem Dasein anders klingen?
77
72


