,, Zina, du darfst an so etwas nicht denken, eines Tages kehrst auch du nach Hause zurück, du mußt durchhalten, es dauert nicht mehr lange ganz bestimmt nicht."

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Für meine Worte fand sie nur ein verneinendes Kopf­schütteln. Sie kauerte sich auf den Boden und saẞ so den halben Tag über, völlig dieser Welt entrückt, da und stierte unverwandt vor sich hin, ohne auf einen Anruf oder einen Stoß zu reagieren.

Der Herbst kam, die Tage wurden kalt und unfreundlich. Zina weilte nur noch als schweigender Schatten unter uns. Eines Tages nach dem Abendappell legte sie sich auf die Erde und weigerte sich, wieder aufzustehen. Der ,, Blockführer" nahm sie mit; alle glaubten, zum Vergasen in das Krema­torium, aber diese Vermutung entsprach nicht der Wirk­lichkeit.

Das letzte Mal sah ich sie am Heiligen Abend, hoch aufgerichtet in ihrem Bett sitzend, nackt, in der Zelle für Irrsinnige, wo sie ruhig auf ihr Ende wartete.

Auschwitz 1943

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