all' diesem zeigte sich Marysias angeborenes Schauspieltalent. Ihre ganze Persönlichkeit strömte Ruhe, Harmonie und Güte aus.

Die Güte war ihr dominierender Wesenszug; um so mehr litten wir darunter, als sie vorzeitig von uns ging, um so größer war unser Schmerz und unsere Trauer, als sie uns für immer verließ. Ihre Güte stellte sie nicht zur Schau, sie lebte in ihr, mit ihrem Wesen organisch verbunden, und die Jahre stählten und veredelten sie. Güte lag in ihrem Gruß, in der ruhigen Art ihrer Unterhaltung, ihre Güte zeigte sich im Umgang mit ihren Kollegen, in ihrer Teilnahme an wich­tigen Begebenheiten, in der Fürsorge für ihre Freunde, in der gerechten Beurteilung des Weltgeschehens, in der ablehnenden Haltung gegenüber dem Bösen; sie liebte es, sich mit wert­vollen Menschen zu umgeben, deren Gesinnung und Charakter den ihr von der Natur verliehenen Gaben glichen. Güte war in ihrem Lächeln. Alle ihre ,, Charaktereigenschaften" offen­barten sich in Marysias Schauspiel, sie prägten ihr künstle­risches Naturell. Denn nur die Menschen, die in das wahre Wesen der Kunst noch nicht eingedrungen sind, können an­nehmen, daß sich die Kunst von dem Organismus des Künst­lers trennen läßt. Wenn man Marysia Zarebinska gut ge­kannt und sie einmal auf der Bühne gesehen hat, dann er­lebte man in ihrem Spiel die Erfüllung jener Wahrheit, die wir Schauspieler suchen, die immer vor uns steht als un­erreichtes, erstrebenswertestes Ziel. Wenn ich mich heute an Marysia erinnere, deren Äußeres immer so jugendlich und mädchenhaft wirkte, sehe ich sie wie ein zartverschleiertes Bildnis in Pastelltönen vor mir. Besonders gut besinne ich den mich auf ihre Rolle als Tochter des Gutsbesitzers Jaracz in der ,, Familie"( Rodzina) von Slonimski darstellte-, wo sie als junges Mädchen durch ihr überlegtes Handeln ihr

6

-

-