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mit seinem Stab von Adjutanten, Lagerführern, Rapportführern. Er sprach in einem Ton, den wir noch nie von ihm gehört hatten. Selbst damals nicht, als er versucht hatte, die Politischen für die Formation Dirlewanger zu ködern. Er versprach, daß das Lager nicht evakuiert würde und daß er den deutschen Häftlingen die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung im Lager übertrage. Er ließ durchblicken, daß die deutschen Häftlinge von den Ausländern im Lager bedroht seien und freiwillig mit der SS abziehen könnten, wenn das Lager aufgegeben werden müsse. Wir schwiegen. Keine Ant- wort ist auch eine Antwort. Mit Versprechungen von KZ-Komman- danten hatten wir unsere Erfahrungen gemacht. Vielleicht war das

Vordringen der Amerikaner so schnell, daß der Kommandant die Eva-

kuierung tatsächlich nicht mehr für möglich hielt. Wie dem auch sei, wir würden auf der Hut sein. In der Nacht nach der seltsamen An- sprache beschloß die internationale militärische Leitung, im geeig- neten Moment auszubrechen und nach Westen zu den alliierten Trup- pen durchzustoßen.

Aber die amerikanischen Panzerspitzen wurden bei Eisenach vor- übergehend zurückgeschlagen. Die deutsche Heeresleitung hatte noch-

- mals Verstärkungen zusammengerafft und nach Thüringen geworfen.

Auf den Eittersberg wurde eine SS-Division als Verstärkung gelegt. Ein Ausbruch war unter diesen Umständen aussichtslos. Wir mußten weiter abwarten und hinhalten und eine Evakuierung mit allen geeig- neten Mitteln sabotieren und verzögern. Die SS hatte Zeit gewonnen. Es waren kaum 24 Stunden seit der Erklärung des Lagerkommandanten verflossen, als am 4. April plötz- lich durch den Lautsprecher der Befehl kam:Alle Juden sofort auf dem Appellplatz antreten. Es sollte also doch evakuiert werden. Nie- mand trat an! Lager- und Blockälteste wurden ans Tor gerufen. Sie er- klärten, durch die Überfüllung des Lagers keine Übersicht mehr zu

‚haben und außerstande zu sein, den Befehl auszuführen. Am ‚andern

Tage mußte das ganze Lager antreten, und die SS suchte selbst die Juden heraus. Aber es waren keine gelben Winkel mehr zu sehen. Von 8000 Juden im Lager brachte die SS schließlich 3000 zusammen. Die anderen warenarisiert in der Masse der anderen Häftlinge unter- getaucht. Die bekannteren jüdischen Kameraden wurden versteckt. Die SS durchsuchte die Blocks und fand einige jüdische Kameraden.

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