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lagen gebaut. Für diese körperlich sehr schweren Arbeiten verwandten die Nazis mit Vorliebe Kriegsgefangene und Häftlinge aus Konzen­trationslagern.

Das berüchtigste Buchenwalder Außenlager dieser Art war das Kommando Dora bei Nordhausen am Harz. In den Stollen eines Kali­bergwerkes wurden dort große Anlagen für die Produktion der V- Waffen gebaut. Der Bau der Anlagen stand im Interesse ihrer Geheim­haltung unter der besonderen Kontrolle der SS. Die ganze Umgebung von Dora wurde von der deutschen Zivilbevölkerung geräumt. Bei den unterirdischen Bauten waren nur Gefangene eingesetzt. Im weiteren Umkreis war eine besondere Sicherungszone errichtet, wo von der SS kontrollierte Fremdarbeiter und deutsche Dienstverpflichtete beschäf­tigt wurden. Die in V- Werken eingesetzten Häftlinge galten auf Befehl des Reichsführers SS Himmler als ,, Geheimnisträger", die das betreffende Arbeitskommando unter keinen Umständen mehr verlassen durften.

Da die Nazis sich von den Geheimwaffen das große Wunder, die Rettung vor der militärischen Niederlage, versprachen, wurde der Bau dieser Werke in schnellstem Tempo vorwärtsgetrieben. Ohne Rück­sicht auf Verluste wurde aus den Häftlingen das Letzte an Arbeits­leistung herausgeholt. Die engen Stollen des Bergwerkes mußten durch Sprengungen zu geräumigen Maschinen- und Montagehallen aus­gebaut, Werksbahnen angelegt, schwere Maschinen montiert werden. Auch außerhalb der Arbeitszeit, zum Essen und Schlafen, blieben die Gefangenen in den feuchten Schächten, die vom Qualm und Lärm der Tag und Nacht durchgeführten Sprengungen erfüllt waren. Wochen­lang kamen sie nicht ans Tageslicht.

Die Menschenverluste in Dora waren gewaltig. Häftlinge, die der Lagerarzt untersucht und als voll arbeitsfähig und transportfähig nach Dora geschickt hatte, wurden oft schon nach zwei oder drei Wochen als tot gemeldet. Fast jede Woche mußten neue Transporte nach Dora zusammengestellt werden, um die Ausfälle zu ersetzen. Solange Dora noch kein eigenes Krematorium hatte, kamen die Leichen der verstor­benen Häftlinge zur Verbrennung nach Buchenwald . Durchschnittlich jeden zweiten Tag kam ein Auto mit oft 100 Leichen. Selbst für uns, die wir vieles gesehen hatten, boten sie einen fürchterlichen Anblick. Über alle Maßen verdreckt und verlaust, abgemagert bis auf die Kno­chen, mit Verletzungen und Verstümmelungen von den zahlreichen

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