gefangenen Lebensmittel, Kleidungsstücke und Zigaretten zugesteckt. In manchen Blocks gab es an diesem Tage keine Krume Brot mehr. Deutsche , österreichische, tschechische, polnische Kameraden hatten ihr letztes Stückchen den Russen gegeben.
Die SS schäumte vor Wut.„Euch roten: Hunden, euch Bolsche- wikenpack werden wir’s zeigen!“ tobte der Lagerführer. Das ganze Lager wurde mit Verpflegungskürzung und Strafstehen bestraft. Drei rote Blockälteste wurden abgesetzt, bekamen 25 Stockhiebe und wur-
den in die Strafkompanie gesteckt. Die Kriegsgefangenen wurden:
streng isoliert, bekamen nur grüne Blockälteste und Capos und wurden in gesonderten Arbeitskommandos zu besonders schweren Arbeiten eingesetät.\ Wir fragten uns: Weshalb werden Kriegsgefangene, die Anspruch auf eine den internationalen Konventionen entsprechende Behandlung
hatten, in ein für Zivilgefangene bestimmtes Konzentrationslager ge-
bracht? Mit den Kriegsgefangenen aus anderen alliierten Nationen war dies nie geschehen. Daß man mit den gefangenen Sowjetsoldaten eine Ausnahme machte und Teile von ihnen nicht nur in Buchenwald , son-
lagern unterbrachte, diente einem besonderen Zweck. Die Massen- erschießungen von sowjetrussischen Kriegsgefangenen sollten getarnt werden. In den großen Kriegsgefangenenlagern wurden die russischen Soldaten von den Agenten der Gestapo ‚„durchgesiebt‘“. Man zog die Kommunisten, politischen Kommissare, kurz alle aktiven politischen Kräfte aus der Masse der Gefangenen heraus, brachte sie in die Kon- zentrationslager zur Liquidation.
In Buchenwald war zu diesem Zwecke eine besondere Genick- schußanlage geschaffen worden. Die von der Gestapo eingelieferten russischen Kriegsgefangenen wurden in den außerhalb des elektrischen Zaunes gelegenen Pferdestall gebracht. Unter dem Vorwand einer Ge- sundheitskontrolle mußten sie sich dort entkleiden, SS -Leute in weißen Ärztekitteln führten ihnen die Komödie einer Untersuchung vor, wobei sich der Gefangene an eine an der Wand angebrachte Meßlatte stellen mußte. Hinter der Wand stand ein SS-Mann mit der Maschinenpistole, der das ahnungslose Opfer durch eine schmale Wandöffnung ins Ge- nick schoß. Während der noch warme Leichnam durch eine Hintertür abgeschleppt und auf das bereitstehende Lastauto geworfen wurde,
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