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Dylewski war nebenbei auch noch Haupteinkäufer des Lagers und stand in engster Beziehung zum Lagerführer Weiseborn. Wir hätten diesen Verbrecher erschlagen können, doch hätte es für unseren Block bestimmt furchtbare Folgen gehabt. Er wurde 1938 wegen seiner Verdienste um die Durchfü rung des faschistischen Terrors im KL Buchenwald auf Fürsprache des Lagerkommandanten in die Freiheit entlassen. Doch erfreute er sich nicht lange seiner Freiheit, denn er beging sehr bald wieder ein Verbrechen, wurde zu einer längeren Zuchthausstrafe mit Sicherheitsverwahrung verurteilt und traf Anfang 1944 wieder im KL Buchenwald ein. Dylewski hatte sich bei jedem der alten Häftlinge, die noch in Buchenwald waren, tief ins Bewußtsein eingeprägt. Die Empörung über ihn war groß. Die Zeiten hatten sich geändert. Dylewski ist an den Folgen seiner zurückgebliebenen Beliebtheit am gleichen Tage seiner Einlieferung etwas unsanft verstorben. Ein zweites Mal konnte er den Häftlingen nicht mehr schaden. Das Recht stand auf der Seite der Häftlinge, sie haben vorgebeugt.-
Unser Kampf im Lager zur Sicherheit aller anständigen Häftlinge beschränkte sich jedoch nicht nur auf illegale Zusammenarbeit. Wir benutzten auch alle legalen Möglichkeiten zur Erleichterung unserer Lage und erkämpften uns sogar solche. Es ging um die Krone der Schöpfung, um Menschenleben. Unser Ziel stand fest. Dem Faschismus im Lager müssen nach Möglichkeit seine Opfer wenigstens zum Teil entrissen werden. Wir politischen Häftlinge hatten zu wählen, entweder den antifaschistischen Kampf im Lager aus persönlicher Feigheit einzustellen, oder gegen die SS und ihre Helfer, ihre Spitzel, Denunzianten und Totschläger in den Reihen der Häftlinge zu kämpfen. Der größte Teil aller in Buchenwald eingesessenen politischen Häftlinge entschied sich für den Kampf: die Fahne des antifaschistischen Kampfes hochzuhalten und wenn es sein mußte, mit dem Leben zu besiegeln. Es war ein ungleicher Kampf; uns stand nur Mut, Verwegenheit, Energie und Klugheit zur Verfügung. Mit diesen Mitteln wurde der Kampf bis zum letzten Tage geführt.
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Die miserablen wirtschaftlichen Verhältnisse im Lager führten zu einem schwunghaften Schwarzhandel. Für unsaubere Elemente blühte der Weizen. Jeder Häftling durfte sich von zu Hause Geld schicken lassen, sofern seine Angehörigen dazu imstande waren. Er konnte höchstens RM. 15 in der Woche von der Geldverwaltung anfordern, wo sein Guthaben deponiert war. Aber was nützte uns schon das Geld, wenn man nichts kaufen konnte. Koch hatte ja Einkaufssperre verhängt. So kam es, daß Lebens- und Genußmittel auf illegalem Wege ins Lager geschmuggelt und dort teuer verkauft wurden. Ein Paket Tabak kostete z. B. damals 20 Mark, eine Zigarette 1 Mark usw. Später, etwa Anfang Dezember 1937, wurde einmal in der Woche Broteinkauf
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