=>

Luxus an Kraftaufwand, den schließlich jede Unterhaltung benötigt, heute leisten, ohne befürchten zu müssen, uns wie sonst vor Schwäche und Hunger nicht konzentrieren zu können. Heute fiel das fort, denn Fritz, mein Kamerad zur Rechten, hatte gestern aus der SS -Küche mehrere große Broteorganisieren können, So daß wir uns abends nach langer Zeit einmal mit Brot so richtig vollessen konnten. So be- fanden wir uns heute in etwas gehobener Stimmung. Jederhatte noch ein Stückchen Brot in seinem Spind, ein rechtes und glückliches Gefühl.

Und dazu noch der schöne Wintertag. Die Sonne wärmte wie im Vor- frühling.+ Unser heutiges Gespräch trug hoffnungsfrohen Charakter, denn die eben heimlich abgehörten Nachrichten aus Moskau und London , die uns ein wahres Bild der Lage vermittelten, stärkten uns zu wei- terem Aushalten.

Auf der Lagerstraße war es wie immer an schönen Tagen lebendig. An uns ging jemand flotten Schrittes vorbei, indem er auf französisch grüßte:

Bon jour, mon ami! Es war ein schlanker, hagerer Mensch mit leid- durchfurchten Zügen, der schnell in eine der Blockstraßen einbog. Fritz fragte mich:

Wer war der eigentlich, er kommt mir so bekannt vor?

Der Prinz von Bourbon!

Richtig, sagte er,jetzt weiß ich, wo ich ihn lassen soll. Er hat ja mit mir zusammen eine Zeitlang gearbeitet. Er kann sich hier.aber auch nur schlecht zurechtfinden. Übrigens, ist Dir bekannt, daß der Erzbischof von Reims auch hier sein soll?

Ich verneinte diese Frage.

Ja, sagte Camille, mein Kamerad zur Linken, er war Elsässer, seiner politischen Einstellung wegen ins Lager gekommen,die Nazis stecken alles ein, was ihren imperialistischen Plänen hinderlich ist und ihre Gewaltakte nicht mitmacht. Es wäre ein Segen für Europa , wenn jeder politische Konzentrationär, der das Glück haben sollte, die Freiheit wiederzuerlangen, dann von sich aus sagen könnte: Ich habe im Kon- zentrationslager nicht nur viel gelernt, nein, ich habe in manchen Dingen völlig umlernen müssen!

Glaubst Du, sagte Fritz,daß das alle von sich sagen können? Glaubst Du, daß bei. jedem der Idealismus so stark gereift und der geistige Egoismus soweit überwunden ist, daß er im wiedergeordneten Leben, in der Freiheit, nicht doch Wurzeln schlagen und Blüten treiben könnte? Nein, bei allen setze ich das nicht voraus, entgegnete Camille,jedoch bei denen, die die tiefsten Tiefen im Konzentrationslager erlebt und das Ganze mit wachen Augen und hellen Ohren in sich aufgenommen haben! Glaubt mir, bald wird der Tag kommen, wo die Geläuterten und Starken Säulen sein müssen, Träger eines neuen, reinen Gedanken- gutes, an denen sich die belogenen und betrogenen Massen wieder aufrichten können, um ein Leben in Wahrheit zu leben. Es ist ein

84

die die Menscl ist, ja schon

rat v, wahre VOIX

lage entstehen In dem Auger

Die Sirenen