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DER PROZESS

Während er die Zelle und meinen Koffer durchwühlt, frage ich ihn, wozu diese Bestimmung erlassen ist. Er richtet sich einen Augenblick auf und mustert mich.Es ist wegen des Selbstmords, antwortet er und beugt sich wieder zu meinem Koffer herunter.

Der Spaziergang in der frischen Abendluft hat mir gut getan, und die taktvolle Zurückhaltung des braven Justizbeamten, der auf dem ganzen Weg kein Wort mit mir sprach, war von wohltuender Menschlichkeit. Ich habe mich etwas gefangen, bin aber eines klaren Gedan- kens noch nicht fähig. Ich habe brennenden Hunger, denn die Mittagssuppe im Gefängnis ist mir natürlich nicht aufgehoben worden.

Kaum hat der Wachführer mit meinem Rasiermesser, Nagelschere und Taschenmesser in der Hand meine Zellentür verschlossen, als schon wieder Schritte auf dem Gang ertönen. Wieder wird meine Zellentür aufgeschlos- sen. Mein Unwille über die neuerliche Störung verwan- delt sich rasch in dankbare Freude, es ist der Gefängnis- pfarrer, dem kurz darauf mein Verteidiger folgt. Der Pfarrer bringt mir Butterbrote, ein paar Bonbons und Zigaretten. Beide sprechen freundlich und ruhig über die Ereignisse des Tages. Beide sind zutiefst erschüttert über das ungeheuerliche Urteil, das über mich gefällt worden ist.

Das Recht, das unveräußerliche Recht des Kultur- menschen auf freies Denken und freies Reden kann nicht schlimmer vergewaltigt werden als durch das Urteil gegen Sie, sagt der Pfarrer.Man will Sie zum Ver-

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