E.: war im Konzentrationslager Durgy. Ein jüdischer Häftling aus ‚meiner Abteilung bekam zehn Peitschenhiebe.
Warum? Weil er nicht laut genug geantwortet hatte.
Dann brach er zusammen. Wir schleppten ihn weg.
Als wir am nächsten Tag zur Arbeit gingen konnte er nicht durch- halten, weil er zu schwach war. Es fiel ihm nun doppelt schwer, den Befehlen des Lagerkommandanten nachzukommen. Aber darauf hatte der Lagerkommandant Heinze ja nur gewartet. Nun konnte er seine Gemeinheiten anbringen. Er stellte sich auf einen etwa zehn Meter hohen Schutthaufen und rief:„Gutmann, herauf kommen!‘ Der Häft- ling, der in einer Schuttvertiefung arbeitete, wo er alte Mauersteine abputzte, mußte nun, um zu dem Kommandanten zu gelangen, durch verschiedene Schuttlöcher klettern. Völlig erschöpft kam er oben an, wo ihn Heinze anbrüllte und ihm mit einem Stock mehrere Schläge ver- setzte. Doch damit nicht genug, schlug er ihn noch mit der Faust ins Gesicht und so fest auf die Brust, daß Gutmann das Gleichgewicht verlor und von dem zehn Meter hohen Schutthaufen in einen etwa drei Meter tiefen, mit Wasser gefüllten Behälter stürzte. Nur das schnelle Zupacken mehrerer Kameraden rettete im vor dem Ertrinken. Der Kommandant brüllte nun:„Will sich das Schwein auch noch das Leben nehmen?“ und stürzte sich mit mehreren SS -Leuten auf den ohnmächtig Daliegenden, um ihn noch weiter zu prügeln.
Nach solchen Erlebnissen, nach solch gemeinen Schikanen ist es nicht verwunderlich, wenn mancher Häftling, der noch genug Lebens- willen und Kraft besaß, versuchte, durch eine Flucht sich diesen Bestia- litäten zu entziehen. Ein Häftling blieb bei seiner Flucht mit dem linken Fuß im Drahtzaun hängen, wodurch er sich schwere Verletzungen zu- zog. Das hinderte ihn stark beim Laufen. Durch den großen Blutver- lust war er gezwungen, seinen dick angeschwollenen Fuß in einem Teich zu kühlen. Doch er hatte noch größeres Pech, denn seine Flucht war bemerkt worden. Nachdem nun sämtliche Dienststellen und Wachmann- schaften alarmiert waren, wurden Streifen ausgeschickt. Knapp eine halbe Stunde später brachte man ihn angeschleppt. Kaum waren seine Häscher mit ihm im Lager angelangt, als sie sich wie wilde Tiere auf ihn stürzten und ihn mit Schlägen und Fußtritten so zurichteten, daß von ihm nur noch ein blutender Klumpen Fleisch
übrig blieb.
Uns, die wir zusehen mußten, ohne helfen zu können, traten die Tränen in die Augen; doch wir bissen die Zähne zusammen und war- teten auf den Tag der Freiheit, an den wir fest glaubten.
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