Kurz nach der Uraufführung von ,, U- Boot S 4" saß ich eines Tages mit zwei Verlagsvertretern in einem Kaffee am Tiergarten und unterschrieb einen Vertrag. Der Ver­trag sah vor, daß ich meine nächsten beiden Stücke dem Verlag zuerst anbieten müsse. Dafür erhielt ich recht viel Geld ausbezahlt. Danach ging ich durch den Tiergarten, die Brieftasche voller Geld, 26 Jahre alt, mit neuem An­zug. Ich kaufte eine Zeitung, sah meinen Namen darin, es war wirklich alles da, wovon ich als unglücklicher Ter­tianer in O. phantasiert hatte. Rund um mich war alles neu: Hut, Schuhe, Anzug, ich fuhr Auto, ich saß in großartigen Hotels und Bars, an die ich als Junge eigentlich nie ge­glaubt hatte. Alles war neu: die Gewohnheiten, der Reich­tum, der Kampf, die Stadt, die Frauen. Es war ein Glück, daß ich meine Hände wiedererkannte und meine Gedan­ken, aber auch sie veränderten sich zusehends. Aber ei­gentlich war da doch irgendwo eine Enttäuschung. Wenn man sich sehnt, sieht alles anders aus, als wenn man es hat. Mein Umgang waren nicht mehr arme, grüblerische Studenten, sondern weltbekannte Halbgötter, geniale, harte und rabiate Triumphatoren in der Sonne des Ruhms, für die ich höchstens interessanter Nachwuchs war. Ich werde nie die Verwunderung vergessen, dieses ungeheure Staunen, das ich verheimlichte, in jenen Monaten, in denen ich plötz­lich am Tisch der Welt saß, staunend, mißtrauisch und gespannt. Ich fühlte mich immer noch als armer Student und kam mir hier verkleidet vor. Aber es war keine Ver­kleidung, begriff ich allmählich, es waren die Kleider, das Geld und die Umgebung, die mir das Schicksal zu je­ner Zeit angemessen hatte.

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