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Herr Staatsminister! Wenn Sie in diesen schweren Zeiten, wo Sie verant- wortungsvoll in der Arbeit des Aufbaues Ihres jungen Staatswesens stehen, die Zeit finden, hier zu uns zu kommen, dann wissen wir das besonders zu würdigen. Wir danken Ihnen dafür. Wir hoffen, daß die Teilnahme an unserem Kongreß bei Ihnen auch ein Gefühl der Freude und der Verbundenheit aus- lösen wird.

Würden Sie uns die große Ehre geben, hier an unserem Präsidiumstisch Platz zu nehmen.

Jop Zwaarl, Holland :

Zuhörer! Es sind drei Jahre her, daf amerikanische Truppen das Lager Buchenwald befreiten. Alle Überlebenden, alle, die den Schrecken des Nazi- terrors überstanden hatten, konnten sich über eine bessere Zükunft freuen, eine Zukunft, worin die lang ersehnte Freiheit Wirklichkeit werden sollte. Wir sind drei Jahre weiter. Sind wir in diesen drei Jahren etwas klüger ge- worden? Die langersehnte Freiheitsepoche, von der wir im Lager träumten und von der wir nicht genug sprechen konnten, wo der Nationalsozialismus endgültig vernichtet sein sollte, hat uns manche sehr unerfreuliche Über- raschung gebracht.

Anstatt der ersehnten Freiheit begegnen wir im heutigen Deutschland noch tagtäglich Dingen, die wir uns eigentlich nur in einem Nazi-Deutschland denken konnten. Allzuviel begegnet man noch der Auffassung, allerdings nicht so scharf formuliert, daf das größte Verbrechen Hitlers nicht darin be- stand, daß er Millionen in den KZs und Zuchthäusern töten lief, sondern dab er den Krieg nicht gewonnen habe. Allzuviel begegnet man auch noch Leuten im heutigen Deutschland , ‚die erst im April und Mai 1945 entdeckt haben, daf sie so gegen Hitler waren.

Erst im letzten Augenblick, aber gerade noch zur rechten Zeit, haben sie ihre ablehnende Einstellung Hitler gegenüber entdeckt. Ich wundere mich nur, daß wir im Lager nichts davon bemerkt haben. Es gab bei uns im Lager Dinge, die wir uns in einem anderen Deutschland gedacht hatten, daß sie Wirklichkeit werden sollten. Es ist noch nicht so weit. Es soll uns eine Lehre sein und zeigen, daß unsere Aufgabe nicht beendet ist, daß wir für die Er- kämpfung dieser Freiheit, von der wir geträumt haben, noch stehen, und da; die größte Zeit noch vor uns liegt, in der wir für diese Freiheit nicht nur zu kämpfen haben, sondern in der wir diese Freiheit vielleicht auch ein- mal kosten werden. In diesem Kampfe hoffe ich an Eurer Seite zu stehen.

Dr. Hofer, Rheinland-Westfalen:

Liebe Kameraden! Es ging heute scharf an die Justiz, und das mit gutem Grund. Gestattet, daf ich kurz als Jurist aus der französischen Zone, der zum

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