CHOR DER VERLASSENEN DINGE

KRUG IM SCHUTT

War ich der Krug, daraus der Abend floß wie Wein Und manchmal ein gefangner Mond zum Rosenstock? Die Sterbenacht der Greisin fing ich ein

Als schon ihr Atem keuchte wie die Geiß am Pflock.

O Krüge, Krüge! in ein Abschiedsmaß gezwängt

Ist was wir halten; rinnende Natur.

Wir sind wie Herzen, draus es weiter drängt Und stille steht wie Zeit in einer Uhr.

EIN HALB VERBRANNTES LICHT

O Schattenspiegel mein! ich sah in dir, ich sah- Die Hand aus Grabesstaub, die sich an einem Stern verging. Die Zeit in ihrer Sterbewiege schrie ich sah

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Israels Mund in Qual, gebogen wie ein Ring.

EIN SCHUH

Verlornes Menschenmaß; ich bin die Einsamkeit Die ihr Geschwister sucht auf dieser Welt-

O Israel, von deiner Füße Leid

Bin ich ein Echo, das zum Himmel gellt.

CHOR

Wir aber sind, seitdem wir Erde waren Getrieben schon von euch durch soviel Tod- Bist du ein Band, gepflückt aus Totenhaaren Geh ein zum Wunder, werde Brot.

Hier ist ein Buch, darin die Welten kreisen Und das Geheimnis flüstert hinter einem Spalt Wirf es ins Feuer, Licht wird nicht verwaisen Und Asche schläft sich neu zur Sterngestalt. Und tragen wir der Menschenhände Siegel Und ihre Augen- blicke eingesenkt wie Raub So lest uns wie verkehrte Schrift im Spiegel Erst totes Ding und dann den Menschenstaub.

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