rinen, wasserdicht verpackt, ging neben uns. Unsere Augen aber blitzten. Wir marschierten zusammen, wir gehörten zusammen. Die SS quälte uns. Wir aber waren die besseren Menschen. Die Zukunft gehörte uns.

Plötzlich stimmten die Russinnen ein Partisanen­lied an. Die Kolonne sang mit. Beim Einmarsch in die Arbeitsbaracken sangen wir das auch in Deutschland bekannte, schon zu Zeiten der Wei­ marer Republik verbotene Lied der ,, Roten Luft­waffe".

Die Zivilisten staunten, fragten die SS, ob so etwas erlaubt sei. Die SS wehrte ab: ,, Laẞt schon gut sein!" Sie war mit uns nicht fertig geworden. Dem Lagerkommandanten gegenüber durfte sie aber nicht zugeben, daß ,, so etwas" in ihrer Ko­lonne vorgekommen war. Darum mußten sie schweigen.

Mut und Feigheit

Eine junge Frau wurde eingeliefert, eine Deut­ sche , die von einem russischen Flugzeug über Deutschland abgesprungen war, um in Deutschland illegal zu arbeiten. Nach 24 Stunden war sie be­reits verhaftet.

Sie war sich darüber klar, daß sie erschossen wer­den würde. Sie wartete auf ihre Erschieẞung. Ich riet ihr, zu fliehen. Sie lehnte ab.

Sie hatte den Mut, mit Haltung auf ihre Er­schießung zu warten. Es fehlte ihr der Mut, sich selbst zu bewegen, zu fliehen.

Psychologisch ein seltsames Phänomen: diese Mischung von höchster Tapferkeit und Fatalismus. Sie blieb und wurde erschossen.

Fluchtpläne

Nach dem 20. Juli 1944 packte mich Unruhe! Ich wollte nicht länger im Lager bleiben. Ich begehrte,

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