noch Platz ist, daß hier nichts unmöglich ist! Wer die Lebensbedingungen nicht verträgt, krepiert- weiter ist nichts dabei. Die meisten, verlaẞ dich darauf, vertragen sie! Es stirbt sich nicht so schnell!"
Morgens Appell, mittags Appell, abends Appell. Die Lagerstraßen waren mit Koks- und Kohlenschlacken gepflastert. Ob es regnete, ob die Sonne schien, vor Sonnenaufgang oder in der Mittagshitze standen wir mit bloßen Füßen auf den Schlacken. Die Füße vieler Frauen waren zerrissen und wund. Die Wunden waren ungepflegt. Sie rissen immer wieder auf. Sie waren verschmutzt und eiterten.
Rief die Sirene zum Appell, so hatten die Frauen sich in ausgerichteten Reihen blockweise rasch anzustellen. Sie hatten stillzustehen, bis die Sirene, manchmal nach vielen Stunden erst, das Signal zum Abtreten gab.
Wochenlang lag ein besonderer Druck über mir. ,, Rückfällige" kamen auf zwei Jahre in den ,, Strafblock", ein Block, der durch Stacheldraht vom übrigen Lager abgezäunt war. Die Häftlinge des Strafblocks sahen noch verhungerter aus als die anderen. Sie hatten die schwerste Arbeit unter noch schärferer Bewachung, unter noch schlimmeren Drangsalierungen zu verrichten. Das Grausigste aber: die Mehrzahl von ihnen waren von der Gesellschaft zerbrochene Psychopathen, mit denen zu leben furchtbar, unerträglich sein mußte. Ich hatte beim Eintritt in das Lager verschwiegen, daß ich in Mö ringen war. In der Politischen Abteilung mußte ich es angeben. Man nahm es zur Kenntnis. Es geschah nichts. Ein glücklicher Zufall?
Arbeitsformierung: die Häftlinge, die in fester Arbeit standen, stellten sich bei ihren Kolonnen auf. Die anderen, die ,, Verfügbaren", standen gesondert.
53


