hatte und wegen Diebstahls verurteilt war. Sie war heiter und hatte das Mundwerk auf dem rechten Fleck. Sie war eine tüchtige Arbeiterin und ein guter Kamerad.

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Es war da ein Bürgermädchen, das sieben Jahre mit einem Manne verlobt gewesen war. Ihr Ver­lobter kam zum Militär und nach Holland . Sie be­suchte ihn. Er führte dort das ,, beschwingte" Leben eines Besatzungsoffiziers mit viel Wein, Weibern und Schweinereien. Nicht einmal während ihres kurzen Besuches mochte er auf diese ,, Freuden" ver­zichten. Sie kam dahinter warf ihm den Ring vor die Füße und schimpfte in ihrem holländischen Quartier ohne die erforderliche Zurückhaltung über die Verwahrlosung der deutschen Soldaten, ihren liederlichen Lebenswandel im allgemeinen und speziell über die Lasterhaftigkeit ihres Verlobten. Diesen temperamentvollen Ausbruch eines braven Herzens hörte ein Gestapobeamter. Sie wurde ver­haftet und wegen Verächtlichmachung der deut­schen Wehrmacht zu neun Monaten Gefängnis ver­urteilt. Armes Mädchen!

Wir arbeiteten zeitweise mit italienischen Zivil­arbeitern zusammen. Einer dieser Italiener hatte in Abessinien gekämpft. Von vier Wochen seiner fünfjährigen Militärzeit habe er durchschnittlich eine Woche im Arrest zugebracht, berichtete er. Arrest wäre immer unangenehm. In Abessinien aber sei er fürchterlich gewesen. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang seien die Arrestanten barhäuptig in praller Sonne, ohne Wasser, an einen Stamm ge­fesselt gewesen. Sieben Tage hintereinander. Kame­raden seien irrsinnig geworden. Er selbst habe an der Grenze des Wahnsinns gestanden. Er erzählte mir von seiner Schwester, die in Oberitalien in einer chemischen Fabrik arbeite: eine junge, schöne Frau. Ihre Hände aber seien von den Säuren zer­

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