sei. Er sollte ein guter Arbeiter, ein ordentlicher Bürger und ein guter Nationalsozialist sein. Dabei wäre es nicht erforderlich, daß er Mitglied der NSDAP sei. Ein Mann, der diese drei Bedingun­gen erfüllte, wäre unter den Arbeitern aber absolut nicht zu finden, klagte der Betriebsobmann mir. Entweder wären die Leute gute Arbeiter und ordent­liche Menschen, dann wären sie keine National­sozialisten oder umgekehrt. ,, Unter 2000 Arbei­tern sollte kein Mann zu finden sein, der diese drei Bedingungen erfüllt, wo mindestens die Hälfte der Leute gute, verläßliche Arbeiter sind?" fragte ich erstaunt.

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,, O doch", meinte der Vertrauensmann verlegen. ,, Ich kenne sogar zwei. Aber die beiden sind ein­gezogen und kommen daher für das Verdienstkreuz nicht in Frage."

,, Und die übrigen guten Arbeiter? Sind sie denn etwa keine Nationalsozialisten?" fragte ich.

,, Sie sind gar nichts, sie sind nicht gegen den Nationalsozialismus und auch nicht dafür. Sie wollen mit Politik nichts zu tun haben."

Der Treuhänder der Arbeit hatte verboten, an die aus den Ostgebieten hereingebrachten deutschen Arbeiter, wie bisher, ein Trennungsgeld von täglich 1, Mark zu zahlen. Unter den Arbeitern herrschte Aufregung. Die Direktion rechnete mit Sabotage­akten, bei einem hochexplosiven Betrieb eine ernste Gefahr. Sie wollte den Treuhänder daher veran­lassen, die Genehmigung zur Weiterzahlung der Trennungsgelder zu geben. Um diese Genehmigung zu erzwingen, sollte die ,, Stimme der Arbeiter" einmal zur Geltung kommen. Eine Betriebsver­sammlung wurde einberufen.

In dieser Versammlung stand ein dürrer, strup­piger Arbeiter auf und sagte: ,, Ich habe eine Frau und acht Kinder. Ich erhalte wöchentlich 21,- Mark

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