noch unbekannten Leistung meines Kindes. Ich habe mich zugunsten meiner Leistung entschieden."

Sie widersprach nicht mehr. Wir verabredeten, daß sie den Eingriff in meiner Wohnung vornehmen würde. Wir vergaßen es, einen ,, Preis" zu verein­baren.

Während der Operation nahm sie die Narkose­maske ab, wohl weil ich mich zu stark erbrach. Ich fühlte das Bohren in meinem Körper. Ich stöhnte. Sie sagte: ,, Es ist gleich vorbei!" Ich hätte schreien mögen: ,, Nie wird es vorbei sein. Nicht der körper­liche Schmerz tut weh! Mein Kind ist tot. Der Schmerz um dieses Kind vergeht nie!" Ich biẞ die Zähne zusammen und schwieg. Um diesen Schmerz durfte sie nicht wissen.

Kriegsbeginn

1. September 1939. Ein warmer Spätsommersonn­tag. Mein Mann und ich trinken in einem Wald­gasthaus Kaffee.

Der Rundfunk gibt die Meldung durch: Die deut­ schen Truppen marschieren in Polen ein. England und Frankreich haben Deutschland den Krieg er­klärt.

Wir treten aus dem Gasthaus auf die Landstraße. Ein Radfahrer steigt ab und fragt uns nach dem Weg. Statt ihm zu antworten, gebe ich die eben ge­hörte Meldung wieder.

Er sieht uns an, atmet tief: Dann hebt er den Kopf. Seine Augen sind hart. ,, Gott sei Dank! Nun endlich! Wir waren nicht fähig, mit den Faschisten fertig zu werden! Jetzt kommt ihr Ende!"

Er schaut uns mit finsterem Jubel an: ,, Und wenn wir alle dabei zugrunde gehen: Gott sei Dank!"

Plötzlich ist es, als ob er sich erinnere, daß die Faschisten noch herrschen, daß man in Deutsch­ land seine Meinung nicht sagen darf. Sein Blick

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