ler einige

in Polen und die Dutzende von Arbeitssklavenlagern in Schlesien und Nordostdeutschland zu evakuieren. Der größte Teil dieser jüdischen Frauen stellte die einzigen Überlebenden von Familien dar, die in den Gaskammern von Birkenau und Treblinka umgekommen waren.

Außer den Jüdinnen waren noch 2000 Russinnen in Belsen. Diese Russinnen waren fast«alleMeuterer. Größtenteils waren sie nicht wegen Teilnahme an organisiertem Widerstand gegen die deutsche Besatzung oder wegen Sabotage ins Kon- zentrationslager gekommen, sondern als Strafe für vereinzelte Akte der Widersetzlichkeit, die sie aus Erbitterung nach ihrer Deportation in Deutschland begangen hatten. Sie waren Zwangsarbeiterinnen, die aus ihrer Heimat verschleppt worden waren und gegen ihre deutschen Herren aufgemuckt hatten.

Eine blonde, breitschultrige Russin, mit der ich sprach, sagte: Ich hatte in der echalle der Fabrik, in der ich arbeitete, um eine zweite Portion gebeten. Die deutsche Aufseherin sagte

daß mir keine zustehe. Da warf ich ihr einen Teller an den Kopf. Dies war in einer Flugzeugfabrik bei Metz geschehen.

Außer den Jüdinnen und Russinnen befanden sich in Belsen noch mehrere tausend andere Frauen hauptsächlich Jugo- slawinnen, Polinnen, Französinnen und Belgierinnen,\ die von der Gestapo wegen Widerstandes gegen die deutsche Be- satzungsmacht verhaftet worden waren. Ihr Widerstand war mancherlei Art gewesen. Die jugoslawischen Frauen hatten zu den Tito-Partisanen gehört, die Polinnen hatten 1944 an dem Warschauer Aufstand teilgenommen oder schon lange vorher Spionage betrieben; die Französinnen hatten die Maquisarden mit Kleidung und Lebensmitteln versorgt, und andere wiederum hatten monatelang britische Piloten versteckt.

Die 15 000 Männer des Lagers fielen im großen und ganzen unter die gleichen Gruppen: Juden, Meuterer und politische Gefangene; unter den letzteren befanden sich einige Deutsche, die es fertiggebracht hatten, zurückzubleiben, als die 600 Deutschen in Belsen von der SS davongetrieben wurden.

Das waren die Lebenden in Belsen, von denen mehr als ein Viertelim Laufe der nächsten vier Wochen sterben sollte.

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