und dem kleineren Frauenlager, stand eine Baracke, die mit Uniformen und Zelten der SS angefüllt gewesen war. Als ich am Morgen des 16. April dort ankam, sah ich, daß sie völlig aus- geräumt war. Dutzende von kleinen braunen Zelten waren hinter den Frauenbaracken und auf der sandigen Lichtung dicht dabei aufgestellt worden. Andere Zelte standen unter den Birken im größeren Frauenlager. Die dort Zeltenden waren haupt- sächlich Französinnen, die in den schrecklich überfüllten Baracken des kleineren Frauenlagers vegetiert hatten. Ihr Unternehmungsgeist und ihre bessere körperliche Verfassung (sie waren erst vor wenigen Wochen aus Ravensbrück nach Belsen gekommen) ‚hatte es ihnen möglich gemacht, sich mit Erfolg aus dem SS -Zeltvorrat zu versorgen und so das Inferno des Blocks zu verlassen.

Eine andere Episode in jener Nacht der Plünderungen hatte das Aussehen des Lagers bis zum Morgen verändert. Auf einem Grundstück von etwa 150 qm in der Nähe des Krematoriums waren Rüben eingemietet worden. Sie waren dort unter Stroh gelagert. Am Morgen gähnte nur noch eine Grube, wo die Rüben gewesen waren. Es war, als ob ein riesiger Zahn ausgezogen worden wäre. Und um die Baracken des kleinen Frauenlagers waren die schwarzen erdigen Rüben wie kleine Kanonenkugeln verstreut. Diese und weiße Leiber und ge- streifte Fetzen Häftlingskleidung und verschimmelnde Stiefel wurden zu einem alltäglichen Anblick in jener Ecke des Lagers.

Nach diesen Eindrücken kehrte ich in das Lager zurück, um mit einigen seiner Insassen zu reden.

Ein hochgewachsener Franzose in einem schwarzen Anzug und mit einer schwarzen Schirmmütze hielt mich unterwegs an.

Anglais, bon camerade! sagte er aufgeregt.Vous ne pouvez pas vous imaginer de la detresse de laquelle vous nous avez sauves. Soyez sans pitie! Ils ne le meritent pas! Er er- zählte mir, daß er Küstenwächter in La Rochelle gewesen sei und britischen Schiffen Nachrichten signalisiert habe.

Eine Minute später kam eine dunkle Jüdin zu mir, die wie fünfundfünfzig aussah, aber zwanzig Jahre jünger sein konnte; sie weinte wie ein Kind.

Ich habe zwei kleine Kinder in Budapest , schluchzte sie,

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