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Es war aber nicht nur meine Karteikarte aus ihrem Fach geholt worden. Es schien eine Großaktion im Gange zu sein, und die kleinen Funktionäre eines un­barmherzigen Staates bestimmten an diesem Morgen. gewissenlos, aber routiniert das Schicksal vieler Men­schen. Der Raum füllte sich mit Leidensgefährten, und es waren Kinder darunter, die noch ihre Schultaschen umhatten. Die Polizei hatte die Kinder auf dem Weg zur Schule aufgegriffen. Alle Verhafteten waren, wie ich, Juden polnischer Staatsangehörigkeit.

Ich spreche nicht polnisch und ich bin nie im eigent­lichen Polen gewesen. Dennoch bin ich meiner Natio­nalität nach Pole , weil mein Vater in Auschwitz geboren wurde. Auschwitz gehörte einmal zur österreichisch­ungarischen Monarchie und war nach dem Kriege von 1914/18 Polen zugesprochen worden. Ich lebte zu dieser Zeit schon lange in München und fühlte mich als Deut­scher. Aber die Friedenskonferenz von Trianon, auch eine hohe Amtsgewalt, verfügte über mich und viele und gab mir einen polnischen Paß. Da ich nur ein Mensch unter Menschen sein will, hat mich die polnische Staats­angehörigkeit bisher weder bedrückt noch entzückt. Ich habe die Sache nicht weiter wichtig genommen; ich hatte sie in all den Jahren beinahe vergessen.

Von Stunde zu Stunde wurden die Enge des Polizei­gewahrsams und die Ungewißheit unseres Schicksals unerträglicher. Die Kinder begannen zu weinen, und den alten Leuten machte ihr bedrücktes Herz zu schaffen. Gegen Mittag rief ein Polizist meinen Namen. Mein An­walt, Dr. S., war gekommen, um mich zu sprechen. Dr. S. bestätigte mir, daß ich und die anderen nicht Leid­tragende einer gegen uns persönlich gerichteten Maẞ­

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