von dem großen Verbrechen von Sachsenhausen gedrungen wäre. Als sie die Nachricht vom Prozeßbeginn vernahm, setzte sie sich aufs Geratewohl in die Bahn, fuhr nach Berlin und wurde ohne weiteres zugelassen. Bis zu diesem Tag hatte sie nicht viel mehr gewußt, als daß ihr Sohn in Sachsenhausen» verstorben« sei, wie es in dem Telegramm hieß, das sie vor Jahren bekommen hatte und das sie uns mit zitternder Hand zeigte. Zu Hause besitze sie noch ein blutbeflecktes Hemd, erzählte sie, das man ihr aus dem Nachlaß des Einzigen zugeschickt habe. Und jetzt erst weiß sie die grausige Herkunft dieser Blutflecke zu deuten, jetzt erst weiß sie, daß ihr Sohn im Rahmen eines planvollen Vernichtungssystems vorsätzlich ermordet wurde, jetzt erst kennt sie die grauenhafte Bedeutung des Todeslagers von Sachsenhausen.» Hier habe ich die leibhaftigen Mörder meines Sohnes gesehen«, sagte sie mit einem unbeschreiblichen Ton in der Stimme.
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Ich habe in diesen Tagen mit vielen Frauen, Mädchen und Männern über ihre persönlichen Eindrücke vom Prozeß gesprochen. Vollkommen im Banne des Gesehenen und Gehörten sagten sie, daß sie sich wohl schon oft ihre eigenen Gedanken über die KZ- Lager und über den Nazismus gemacht hätten, aber eine so abgrundtiefe Verworfenheit, wie sie bei den Verhandlungen zutage getreten sei, hätten sie doch nicht erwartet, ja, gar nicht für möglich gehalten. Ein Beweis mehr, wie notwendig es ist, den Inhalt solcher Kriegsverbrecherprozesse dem deutschen Volke immer wieder zu unterbreiten.
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Einfach und klar ausgedrückt, hat der Prozeß den fundierten, durch Zeugen und Geständnisse erhärteten Beweis erbracht, daß das KZ- Lager Sachsenhausen ein Todeslager war ein Todeslager für Häftlinge aus 47 Nationen, eine mit allen technischen Errungenschaften der Neuzeit eingerichtete Fabrik zur systematischen Vernichtung von Menschen, zur Realisierung des teuflischen Planes, alle antifaschistischen Kräfte auszurotten, um eine zügellose Weltherrschaft errichten zu können.
Diese Tatsache erklärt auch, warum die deutschen Kom
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