Mutter den Arm. Sie hielt seine Hand mit klammerndem Griff umspannt, während sie die paar Schritte zur Klinik zurück­legten. Ihnen voraus durchquerte der Vater den kleinen Zier­garten. Eine Schwester öffnete und führte sie in das Warte­zimmer, das um diese Zeit leer war. Während sich die Mutter auf das mit braunem Leder bespannte Sofa setzte, ging der Vater mit einer gewissen Befangenheit auf und ab und be­trachtete die Bilder an den Wänden. Es waren gerahmte, far­bige Drucke aus einer Jagdzeitschrift: Auf dem Anstand Letztes Halali. Des Jägers Freund ,, Hast du Schmerzen, Mutter?" Erwin flüsterte, ohne zu wissen warum.

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Die Mutter schüttelte den Kopf, aber ihr Lächeln tat Er­win weh.

,, Kannst du mir denn nicht sagen, was es eigentlich ist?" bat Erwin eindringlich und fuhr dann auf, als der Vater ihn unerwartet anrief: ,, Komm einmal her und sieh dir das Bild an, Erwin! Diese Maler verstehen eben nichts. Es ist einfach zum Lachen, wie der Mann das Gewehr hält."

Folgsam stand Erwin auf und betrachtete den Druck. ,, Na­türlich, so kann man gar nicht schießen", stimmte er dem Vater zu.

,, Nicht wahr? Ich werde es Waldinger sagen. Er kann doch das Ding nicht hängen lassen!" rief der Vater mit einer Er­regung, die Erwin unverständlich war.

Er kehrte zurück auf seinen Platz an der Seite der Mutter. ,, In ein paar Tagen bin ich wieder auf", sagte sie und seufzte dennoch. Erwin senkte den Kopf. Er hätte gern von Josefa gesprochen. Sein Herz war erfüllt von ihr, und die Last des Schweigens und Verheimlichens bedrückte ihn, da er der Mutter in zärtlicher Sorge nahe war. Mußte denn ge­rade dieses Erlebnis, so mächtig und bedeutungsvoll, trennend zwischen ihnen stehen?

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