JUNGER MANN IN DER LEHRE

Erwin, ein junger Mann, der in Würzburg bei einer Bank in der Lehre war, ging mit großen Schritten auf dem Bahn­steig hin und her. Ungeduldig sah er über die in der Herbst­sonne schimmernden Gleise nach dem Lokalbahnzug aus, der seine Eltern bringen sollte.

Am Tage zuvor hatte er einen Brief von seinem Vater er­halten. Die Mutter sei krank, hieß es darin. ,, Rufe Dr. Wal­dinger an und frage, ob er ein Bett für Mutter in der Klinik frei hat."

Waldinger, ein Jagdfreund des Vaters, hatte mit selbst­verständlicher Bereitschaft zugesagt: Gewiß, es war ja un­gefähr für diese Zeit vereinbart."

So hatte der Arzt schon von der Krankheit der Mutter ge­wußt! Die durch des Vaters Brief in Erwin wachgerufene Sorge war zu einem herzbeklemmenden Schrecken gewachsen.

Mit bekümmertem Gesicht schritt er jetzt in der kalten Zugluft des Bahnsteigs auf und ab.

Während der scharfe Wind ihm die Tränen in die Augen trieb, überlegte er, was der Mutter nur fehlen könne. Sie hatte bisher immer mit ihrer soliden Gesundheit geprahlt.

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