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Doch mit keiner Arbeit hatte ich je solche Schwierigkeiten gehabt wie mit ihrem Porträt. Dreimal begann ich von neuem und konnte nicht fertig werden. Schließlich fragte ich mich, ob wirklich nur die Unzufriedenheit mit meinem Schaffen der Grund dafür war oder die Veränderung in Steffies Zügen oder gar der Wunsch, eben nicht fertig werden zu wollen. Denn unleugbar packte mich von Zeit zu Zeit immer wieder der Schreck im Genick, der mich bei der Betrachtung meiner alten Porträts ergriffen hatte. Und dann gab es noch einen anderen Anlaß für mich, die Arbeit nach Möglichkeit in die Länge zu ziehen.
Es war schön, Steffie um mich zu haben. Sie half mir Ordnung halten im Atelier, sie brachte mir Blumen, sie kochte uns Kaffee in den Nachmittagsstunden. Manchmal nahm sie sich gar meiner Wäsche an. Ich freute mich über diese kleinen Zeichen des Vertrautseins, ich genoß die stillen, arbeitsamen Stunden mit ihr, diese halblauten Gespräche, ihr leises Lachen, wenn ich im Eifer der Arbeit zu fluchen begann.
Manchmal dachte ich mir, daß es gut sein müßte, mit ihr zusammen zu leben. Solche Gedanken erschreckten mich zwar, aber ich konnte mich ihrer nicht wehren. Ich hatte keine Macht mehr über mich selber. Ich wurde getrieben, wie der Fluß unter meinem Fenster, den es meerwärts drängte, und auf dem nun Eisschollen dahinglitten, denn es war sehr früh und mit großer Heftigkeit Winter geworden; Schnee war gefallen und es fror. In den Ecken der großen Fenster über dem Fluẞ breiteten die Eisblumen ihre geheimnisvollen Fächer.
Ja, ich liebte Steffie. Ich wußte, welche Sorge sie bedrückte, und ich zitterte davor, daß sie eines Tages kommen und mir erzählen werde, Lernau habe ihr geschrieben und alles sei wieder gut. Mein Herz klopfte, wenn ich sie die Treppe heraufkommen hörte. Ich horchte lauernd auf ihren Schritt, und
ich atmete auf, wenn ich erkannte, daß es der gleiche, zö


