letzten Abend, bevor er nach Frankreich gegangen war. Aber er hatte eben nur an jenem letzten Abend gesprochen und nur zu mir, dem er vertraute.

Komm mit! hatte er mich aufgefordert.Komm mit, hier wird einem die Luft zu dünn. Aber was hätte ich in Frankreich oder wo immer sonst hin der Weg der Emigranten führte, tun sollen? Ich gehörte in diese fränkische Land- schaft mit ihren weißen Fachwerkhäusern, mit ihren Hügeln und Strömen, mit ihren blonden, braunäugigen Mädchen, mit ihrem Reichtum aus den Zeiten der Gotik, der Renaissance und des Barocks. Hier war der Raum, in dem ich lebte, dies war die Luft, die ich atmete. Vor der heißen Sonne van Goghs aber fürchtete ich mich.

Was mich am meisten beschäftigte in den nächsten Tagen war nicht die Drohung Lernaus, der trotz seiner Jugend Ein- fluß hatte und mir gewiß schaden konnte, sondern die Sorge um Steffi.|

Ich hatte mich so an sie gewöhnt, und nun vermißte ich sie. Das Seltsame war, daß ich sie nirgendwo mehr traf, weder im Schützenhaus, noch auf meinen Spaziergängen,@die ich ab- sichtlich ausdehnte.

Zu meiner Überraschung tauchte Lernau eines Tages wie- der mit ihr in meinem Atelier auf. Zuerst wußte ich nicht, was ich davon halten sollte, aber ein Blick in Steffies Augen be- ruhigte mich.

Lachend schüttelte Lernau den Kopf, die blonden Haare flogen nur so.

Ärgert dich mein Kopf, so wirf ihn an die Wand! Hier hast du ihn! rief er und er tat, als sei im Grunde nichts zwischen uns gewesen.

Ich ließ mir nicht merken, wie sehr erleichtert ich mich fühlte. Ich sagte sogar:Lernau, im Herzen gibst du doch zu, daß ich Recht habe.

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