,, Das hab ich so für mich beiseite gebracht!" sagte Matthießen voller Stolz und wies auf Uhren und Armbänder, Feuerzeuge, Zigarettentaschen, Füllfederhalter und Ringe, die ungeordnet in der Kiste lagen.
,, Such dir aus, was du willst! Heute habe ich die Spendierhosen an", sagte er. ,, Nur mach schnell, daß uns hier keiner erwischt."
Aber Peter Kluge, über die Kiste gebeugt, konnte sich nicht so rasch entschließen. Schließlich entschied er sich für einen Füllfederhalter und für eine Kette aus Gold. Sie war kurz und bestand aus dicken Gliedern, deren eines zerrissen war. Sie mochte als Armband gedient haben und war einem Toten mit Gewalt abgenommen worden. Zwischen den Gliedern befand sich eine Platte, darauf waren ein paar Worte eingraviert.
,, Danke schön", sagte Peter Kluge und richtete sich schnaufend wieder auf.
,, Laẞ mal sehen, was du dir ausgesucht hast, alter Räuber", meinte Matthießen, nahm die Kette und wog sie in seiner Hand. ,, Nicht schlecht!" stellte er anerkennend fest ,,, so was gibt's hier selten."
Dabei fiel sein Blick auf die eingravierten Buchstaben.
,, Seidenstamm!" las er und packte Peter Kluges Schulter. ,, Seidenstamm, das war der Name. Mensch, Peter, sieh dir das an: Seidenstamm! Das ist doch mein kleiner Jude aus Dachau . Er war hier, und ich hab nichts davon gewußt. Stell dir das nur vor! Das kommt eben davon. Am laufenden Band wird hier gearbeitet. Maschinen sind wir geworden. Seidenstamm! Wie gern hätt ich ihn selber fertiggemacht, den guten, alten Seidenstamm. Er war hier. Und wird abgemurkst wie irgendein Stück Vieh..."
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Peter Kluge hielt die Kette in der Hand, die Matthießen ihm zurückgegeben hatte. Mit Erstaunen sah er, wie dem
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