DAS MOTORRAD

Der Arzt hatte mir gesagt, ich solle mich um Helmut küm mern, der beim Sturm auf die Kirche von Quinto schwer ver­wundet worden war. Jeden Nachmittag rollten wir sein Bett auf die Terrasse, und ich setzte mich dann neben ihn in die Sonne.

Von unserm Platz konnten wir einen Teil des Strandes übersehen mit den sauberen, weißen Villen, den früheren Sommerresidenzen andalusischer Grundbesitzer oder Barce­lonenser Kaufleute. Jetzt war der kleine Badeort in ein Ho­spital der Internationalen Brigaden verwandelt worden. Die Verwundeten sonnten sich in ihrem Drillichzeug auf der Mole, einige schwammen im ruhig blauen Wasser des Meeres. Es war jeden Nachmittag das gleiche Bild. Sank die Sonne hin­ter die Berge in unserem Rücken, dann wurde das Meer un­ruhig. Die Schwimmer stiegen aus dem Wasser und Helmut neben mir zog die graue Wolldecke bis zum Kinn herauf. Ihn fror.

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Warum ich weg mußte aus Deutschland ?" wiederholte er meine Frage. ,, Ach, das ist so eine Geschichte."

Von der Seite her blickte ich ihn an. Sein schmales Gesicht leuchtete in diesem Augenblick, blank und weiß.

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