Seine kleinen, kurzsichtigen Augen betrachteten das blasse Gesicht des Setzers mit wahrem Haß. Dieser Peck konnte lachen. Ein Bauchschuß hatte ihn felddienstunfähig gemacht. Hundert Jahre alt werden konnte so einer! Aber Vogelsang hatte seine Söhne hergeben müssen, beide.
Peck stellte die Zeile ins Schiff zurück und blies sich auf die Finger. Dann zählte er die Seiten des Manuskripts auf dem Tischchen neben der Maschine..
„Reichlich drei Spalten wird es geben“, schätzte er.
„Werden Sie die noch aussetzen?“
„Mal sehen, wie weit ich komme. Der Chef sagt, es eilt.“
„Meinetwegen soll’s eilen“, sagte Vogelsang mürrisch. „Legen Sie mir die Fahnen auf den Tisch. Ich gehe nach Hause.“
Peck wußte, daß der Korrektor nicht nach Haus, sondern in die Kneipe gehen würde. Er hatte dort gute Freunde. Und obwohl es sonst nirgendwo Schnaps gab, er bekam genug, um sich fast jeden Tag zu betrinken.
„Guten Abend“, rief Peck ihm nach. Vogelsang schlurfte ohne Gruß in seinen Filzschuhen davon. Er löschte die Lichter im großen Saal bis auf das eine über der Handpresse und ging.
Zufrieden dehnte Peck noch einmal die Arme, bevor er mit leisem Anschlag der Tasten die Matrizen durch die Gänge rasseln ließ. Er fühlte sich wohl, allein im weiten, stillen Raum bei der Arbeit, die er liebte.
Zwischenhinein sah er einmal zu seinem Spind hinüber. Darauf hatte er das Wasserglas mit der Rose gestellt, die ihm Adele vor zwei Tagen gegeben hatte. Woher mochte sie die Rose jetzt im Winter aufgetrieben haben? Einige der zarten, gelbroten Blätter waren schon abgefallen, andere hatten sich krank und schlaff zusammengerollt. Ich hätte sie zu Haus lassen sollen, dachte Peck, da würde sie sich länger
8


