trollieren habe. Zu diesem Zweck müsse ein Wachbuch geführt werden, das bei Revisionen vorzulegen sei. Allen ,, Ariern" sei das Betreten unserer Heimanlage strengstens verboten. Der Wachhabende habe sie energisch abzuweisen. Allein den arischen Frauen unserer jüdischen Heiminsassen sei am Samstagnachmittag und am Sonntag der Besuch bei ihren Ehemännern im Heim gestattet. Die Besuchszeit sei von mir festzusetzen und bekanntzugeben. Außerdem hätte ich mindestens einmal wöchentlich einen Appell abzuhalten, bei dem alles Notwendige den Insassen mitzuteilen sei. Den Insassen sei künftig jeder Ausgang in die Stadt, außer zur Arbeit, verboten, für besondere Ausnahmen, wie z. B. einen Besuch beim Zahnarzt, sei ihnen von mir ein Extra- Erlaubnisschein auszustellen. Ich verzichtete darauf, irgend etwas zu diesen Ausführungen zu äußern. Also wieder neue schwere Beschränkungen! Und die ständige Wache am Tor war eine zusätzliche Belastung für die Männer, die schwer tragbar war! Aber was half das?! Es mußte eingerichtet werden, und es wurde eingerichtet. Erstaunlich war in den kommenden Wochen das Bedürfnis unserer Insassen, ihre Zähne nachsehen und behandeln zu lassen! Es ist keine kleine Mühe, den einzelnen begreiflich zu machen, daß gar zu häufige Zahnarztbesuche das Verbot auch dieser letzten Möglichkeit nach sich ziehen könnten.
Seit drei Wochen ist der Professor wieder bei uns; erstaunlich, was für eine Zähigkeit in seinem zarten Körper steckt! Unser Wiedersehen freute uns beide ganz besonders. Nun ist doch wieder jemand da, mit dem ich Fragen und Probleme, die mich beschäftigen oder belasten, besprechen kann. Und er weiß immer einen Weg oder einen guten Rat. Oft habe ich das Gefühl, er sei der gute Geist unseres Hauses!
Uebrigens traf auch mich die Verfügung sehr schwer, daß allen ,, Ariern" verboten sei, unsere Heimanlage zu betreten. Bald nachdem Schroth gegangen war, wurde ich ans Telephon gerufen. Oberschwester Agathe merkte mir
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