Steigungen, Fluchtverfuchen... um den vom Licht Einge kreiften blitzen die krepierenden Flakgranaten wie der Fun kenregen einer Lokomotive auf- aber wie felten schlägt ein tödlicher Funke in einen diefer Silberleiber, daß er wie eine lohende Fackel pfeilschnell in die Tiefe ftürzt!

Auf dem Lehrter Bahnhof , ganz in der Nähe, fcheint eine fchwere Batterie zu ſtehen; wenn fie mit ihrem bollernden, pladdernden Gedröhn einfetzt, ift es meift fchon sehr unan genehm. Oft leuchten vorher die phosphorroten Vierecke der, Chriftbäume", die den kommenden Bombenteppich drohend abzeichnen; und wenn ihr Licht den Gefängnishof taghell macht, bleibt in den bangen Sekunden bis zum nie derbraufenden tödlichen Gewitter nur noch eines: die Seele Gott befehlen. Man kann auch mit gefeffelten Händen beten. Es ist kein Zweifel, daß uns dies alles beffer gelingt als un fern Schergen. Zwar äußerlich haben fie es beffer als wir. Während wir hier oben im dritten Stock in unfern verriegel ten Zellen bleiben, wo wir, falls uns etwas zuftöẞt, verbren nen oder verbluten können, ohne daß es jemand vor Ende des Alarms bemerkt, ziehen fie polternd und lärmend über die eifernen Treppen in die Luftfchutzkeller hinab; kein nationalfozialiftifches Pflichtgefühl hält auch nur einen ein zigen von ihnen oben. Aber dann ist mitten im Dunkel ihre Gewalt für einen Augenblick aufgehoben, und es iſt, als hätten fie für diefe Zeit ihre Macht an den Herrn über Tod und Leben abgetreten, der über fie und uns in gleicher Weife gebietet.

Es trägt einen inneren Adel ein, wenn man vom Tode be droht ift. Der inftinktive Hochmut, mit dem der Frontfoldat dem Mann der Etappe begegnete, entſprang der gleichen Wurzel: der vom Tode Bedrohte ift dem Geficherten" über legen. Denn es vermehrt die geiftige Freiheit, wenn man mit

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