nichts vor wenn Sie das getan haben, was Sie eben berich tet haben, werden Sie gehängt!" Mit einer Ruhe, die alles andere als ftoifch war, weil fie aus einer faft heiteren Ge löftheit ftammte, redete er uns die weichlichen Illufionen über unfer Schickfal aus und forderte uns auf, uns auf den Tod zu rüften.
Er felber tat das auf eine vorbildliche Weife. Ohne die leifefte Selbfttäuschung über fein wahrscheinliches Ende lebte er in einer heiteren Klarheit der Seele, das leuchtendfte Beiſpiel einer ungebeugten Haltung aus Glauben. Als Chrift war er der klarfte und ſelbſtverſtändlichfte unter uns. In ihm war noch die volle Subftanz des Glaubens gegenwärtig; es gab bei ihm jene Skepfis nicht, die auch der Reiffte und Gläu bigfte zuzeiten nur durch Kampf und Anftrengung überwindet. Bei ihm vollzog fich, was es wohl nur an der Grenze des Todes geben kann: Der Kampf lag hinter ihm, keine Wolke der Anfechtung trübte feine Glaubenszuverficht. Ich muß ihm bezeugen, daß ich ihn nur heiter und gelaffen ge fehen habe. Als am Tage vor feiner Hinrichtung der Wacht meiſter noch einmal feine Zelle betrat mit der Nachricht: Morgen noch einmal Vernehmung- fertigmachen!", fagte er nur mit völligem Gleichmaß der Seele:„ O, ich weiß- die Hinrichtung!" und las weiter in meiner Auslegung des letzten Buches der Bibel, die als Lektüre feine letzten Tage ausgefüllt hatte. Wunderbar find in ihrer Gewißheit und Klarheit feine Briefe aus der letzten Zeit. Bis zuletzt war er innerlich völlig frei, freundlich, hilfreich, umfichtig- ein rich tiger freier Menfch von innerem Adel mitten unter den Lar ven der Graufamkeit.
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Ganz friedlich ist auch Friedrich Juftus Perels, der Juftitiar der Bekennenden Kirche , feinen Erdenweg zuende gegang en. Ich habe ihn noch mehrfach auf dem Gefängnishof ge
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