Kinder, was haben wir für eine fonnige Jugend!" Das war befter Stoizismus.

Da waren aber auch die Gewerkschaftsführer, die mit Goer deler konfpiriert hatten, und einige führende Katholiken, einer wie der andere von gleicher Unerfchütterlichkeit und Überlegenheit. Da war Conftantin von Dietze, mit dem ich in den Bombennächten trotz des Sprechverbotes wahrhaft fröhlich war. Da war die prachtvolle, durch die Haft völlig ungebrochene Aktivität von Dr.Walter Bauer, dem viele von uns, vor allem die ohne nähere Angehörige viel wirkfame Hilfsbereitschaft zu danken haben; da war der frühere Obers bürgermeister von Hannover , Dr. Menge, der durch keinen räfonnierenden Wachthabenden davon abzubringen war, vor den ihm bekannten Mitgefangenen mit vollendeter han noverfcher Courtoifie den Hut zu ziehen, und dadurch den vollkommen geftaltlofen Gefängnishof und unfer Haus in einen, Kavaliersflügel" verwandeln half.

Aber noch weit eindrucksvoller war der gefammelte, edle, ruhige Ernft, mit dem ein Glied einer der älteften preußischen Familien unter uns weilte, Ewald von Kleift- Schmentzien. Er war zum Tode verurteilt und wußte, daß er fterben würde; aber keine erkennbare Spur von Unruhe ſtörte das Bild vollendeter Abgeklärtheit, in der natürlicher und geiftlicher Adel einander begegneten. Seine letzte irdifche Lektüre wa ren meine, Kreuzwegandachten, die ich in der Paffionszeit niedergeschrieben hatte und die im Haufe heimlich von Hand zu Hand gingen.

Alle diefe Männer waren in ihrer Haltung verehrungswür dig, ihr Todesmut verdient Bewunderung. Aber der große gefchichtliche Gegenfpieler Hitlers war nicht unter uns. Gewiß, die hervorragendften Führer der Widerftandsbewe gung waren schon tot, der große, kluge Beck, York von War

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