geworfen, die, so anziehend sie von außen her anmuten mögen, doch immer nur die Schale einer innerlich faulen Frucht sind. Und warum diese Willkür?
Etwa weil Krieg war? Aber sie existierte bereits vor dem Kriege. Weil sie etwa notwendig war, um den Krieg vorzubereiten?
Dabei kann niemals der sadistische Wille, unschuldige Gefangene zu quälen, und die satanische Freude, auch noch das Andenken an diese Unglücklichen zu beschmutzen, von irgendwelchem Nutzen sein.
Diese Willkür gründete sich offensichtlich nicht auf Zweckmäßigkeitserwägungen, jedenfalls nicht auf solche, die sich auf die Verteidigungsbereitschaft oder die Sicherheit des Staates bezogen.
Die Geschichte, einschließlich der aus den letzten Jahrhunderten, zeigt uns erschreckende Beispiele menschlicher Grausamkeit und Freude an den Leiden anderer. Nur zu oft durchbrechen Haß und Feindschaft die Dämme der menschlichen Selbstachtung. Was Huronen, Irokesen und andere Indianerstämme, was die aufständischen Boxer in China den christlichen Missionaren oder den Angehörigen feindlicher Rassen angetan haben, übersteigt fast die Vorstellungskraft des Menschen unserer Tage.
Betrachtet man nun die vernichtende Wirkung, die der menschliche Haß gegen als Feinde angesehene Mitmenschen auf jede Neigung zur Güte ausübt, dann versteht man, wie Hobbes in seinem ,, Leviathan " vom Standpunkt der Moral aus den modernen Machtstaat verteidigen konnte und wie in unserer Zeit Carl Schmitt zu dem Versuch kam, aus der naturgegebenen Gegnerschaft zwischen Freund und Feind, vor allem in der Politik, eine Rechtsgrundlage für die Despotie zu entwickeln. Aber auf lange Sicht findet man in jeder politischen Theorie und Praxis eine natürliche Grenze: Der Wille, den Feind zu vernichten, geht nicht weiter als bis zu seiner tatsächlichen Vernichtung. Ist dies Ziel erreicht, dann braucht man nicht weiter zu gehen. Und wo das Ziel mit beschränkten Mitteln erreicht werden kann, da lehnt sich der gesunde Menschenverstand dagegen auf, alle verfügbaren Mittel anzuwenden. Hier ist der Ursprung des ,, positiven Völkerrechts", das in Kriegszeiten den Willen zur Vernichtung auf die Beseitigung der Hindernisse für den Sieg beschränken will. Und selbst im ,, totalen Krieg" unserer Tage
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