lassen. Und dabei zeigte sich das Genie der SS nicht weniger erfinderisch als bei anderen schnell improvisierten zeit- weiligen Tarnmaßnahmen.

DieMuselmänner wurden also zusammengetrieben, ihre Reihen mit den schlimmsten Exemplaren unter den nur halb Invaliden aufgefüllt und dann alle zusammen in einem großen Kohlenschuppen versteckt. Diese Komödie hatte früher bereits in kleinerem Maßstabe einen glänzenden Erfolg gehabt und wurde nun im Sommer 1942 mit Entschlossenheit und Geschick- lichkeit in ganz großem Maßstab ausprobiert.

Die Herren der Militär-Kommission, die diesmal in der Hauptsache aus Marineoffizieren bestand, brauchten lange Zeit, bevor sie dazu kamen, auch die Umgebung des Appell- platzes zu besichtigen, und so gingen auch die Nachmittags- stunden vorbei, ohne daß die verstecktenMuselmänner Gelegenheit bekamen, sich ihre Suppe zu holen. Diese Schwierigkeit war jedoch nicht allzu ernst zu nehmen, denn die Tür war fest zugesperrt, und von dieser Versammlung von Lahmen, Krüppeln und Stumpfsinnigen waren keinerlei Ausbruchsversuche zu erwarten. Und doch steckte ein Fehler in der Regie.

Die Organisatoren der Besichtigung im Stile Potemkins hatten. vergessen, die Fenster des Kohlenschuppens zu ver- dunkeln. Es war ja heller Tag. Vielleicht hatte auch ein Eulenspiegel unter den Eingesperrten diese Verdunklung entfernt, möglicherweise sogar dabei einigen einladenden Lärm hinter dem Fenster vollführt? Wie dem auch sei, jedenfalls trat zufällig einer der Offiziere in Blau an das Fenster heran und erblickte ein Bild, das ihn ebenso aus allen Wolken fallen ließ, wie es sonst etwa ein menschlicher Schädel in einer Suppenterrine getan hätte. Er hielt mit seinem Erstaunen nicht zurück, und die logische, wiewohl für die Lagerleitung höchst unerfreuliche Folge davon war, daß fast die ganz@ Gesellschaft im Gänsemarsch vor die Fenster- scheibe des Kohlenschuppens marschierte, um das über- raschende Schauspiel mit anzusehen. Am nächsten Tage wollten die Gerüchte im Lager wissen, daß die Herren Offiziere der Kommission eine Einladung zum gemeinsamen Abendessen mit den Kollegen der Lagerverwaltung abgelehnt hätten. Ob das stimmte.....?Wenn es nicht wahr ist, dann ist es wenigstens gut erfunden, pflegt man in Italien zu sagen.