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SEGENSREICHER PRIEMTABAK

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Mit geschwungener Schaufel standen wir an der Elbe, um die ausgebaggerten Haufen Sand ein paar Meter weiter aufzu- schichten. Zug um Zug mußte der Berg weiterbewegt werden, um dann allmählich auf Kippkarren, die jeweils von drei, vier oder manchmal auch fünf Mann geschoben wurden, verladen zu werden. Sie wurden dann irgendwo wieder ausgeleert, wo neue Berge aus dem alten Berg aufgehäuft wurden, bis der große Deich für den neuen Kanalbau in seiner ganzen Höhe und Breite aufgeworfen und festgestampft war. Unter normalen Umständen geht das mit ein paar Baggermaschinen und einer Handvoll erfahrener Erdarbeiter schnell und wirkungsvoll vor sich. Hier war gerade das Gegenteil der Fall; so wenig Werk-

zeuge und so viele Menschen wie irgend möglich, und dazu,

noch Menschen, von denen die Mehrzahl aus den ver- Schiedensten Gründen denkbar ungeeignet war.

In den Augusttagen des Jahres 1941 war es hin und wieder sehr heiß. Zu trinken. bekam man nichts, um. den oft sehr quälenden Durst zu löschen, als die Suppe, das Essen, von dem jeder Häftling am Nachmittag einen Liter, eine Kelle voll, erhielt. Das mußte für die. Jangen Stunden zwischen sieben Uhr morgens und abends um sechs genügen. Wir hatten dabei nur eine Stunde Pause, die wir immer an der frischen

Luft verbringen mußten, wobei wir auf dem Erdboden saßen

oder lagen.

Willst du ein bißchen Priem? fragte mich mein Nachbar Anton, ein kleiner Schlesier mit einem runden Gesicht und freundlichen Augen hinter einer Stählbrille, ein unwahr- scheinlich anmutendes Musterexemplar eines alten Ulanen aus dem Kriege von 1914-1918, der später Gastwirt geworden war, bei den Vorräten seiner Wirtschaft Trost gesucht hatte und so auf die schiefe Ebene geraten war. Wenn mir irgendein

anderer Kumpel dies schmutzige Stück brauner Masse

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