innerhalb weniger Stunden aufgefunden. Dem würde man es eintränken!

Da man der Ansicht war, daß eine Verurteilung zu einem Jahr Strafkompanie auf die Einbildungskraft des Durch­schnittshäftlings, der aus der Erfahrung der anderen lernen sollte, keinen genügenden Eindruck machte und die zusätz­liche Mißhandlung mit fünfzig Peitschenhieben in der Kar­die zur Feier einer solchen Exekution restlos ausgeräumt werden mußte nicht dramatisch genug war, wurde eines Tages bekanntgegeben, daß der zuletzt er­wischte Ausreißer die wohlverdiente Tracht Prügel vor den Augen aller Lagerinsassen bekommen solle.

toffelschälküche

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Am Sonnabendnachmittag begann die traurige Schaustel­lung. Sämtliche Häftlinge wurden in Reih und Glied auf den Platz geführt und mußten sich eng aneinander gepreẞt im Karree um die Mitte des Appellplatzes aufstellen. Das Rich­terkollegium der Lagerführung einschließlich Scharfrichter hatte seinen Platz neben dem ,, Bock", einem hölzernen Pferd ohne Kopf. Der Delinquent wurde der Länge nach so darauf geschnallt, daß Hände und Füße herabhingen, während Ge­säß und Schenkel einen bequemen und völlig unbeweglichen Amboẞ für das Trommelfeuer der Schläge mit dem Ochsen­ziemer bildetén. Fünfzig Peitschenhiebe war der Tarif, verab­folgt von stämmigen SS - Männern, die abwechselnd zuschlu­gen und untereinander wetteiferten, die kräftigsten Schläge auszuteilen. Alles verlief programmgemäß. Und die vielköpfige Menge zitterte vor Erwartung, daß der mißhandelte Körper des Verurteilten völlig zermalmt und ohne Spur von Leben vom ,, Bock" herunterstürzen würde.

Aber da war ein Fehler in der Rechnung. Der junge Mann, dessen Schicksal eventuellen Nachahmern als warnendes Bei­spiel dienen sollte, schien aus ganz besonderem Holz ge­schnitzt zu sein. Kaum war die Prügelei zu Ende und die Fesseln an Händen und Füßen gelöst, sprang er mit der Be­hendigkeit eines Akrobaten wieder auf die Füße, lächelte still vor sich hin, nahm kurz entschlossen den ,, Bock" auf seine Schultern und trug ihn im Laufschritt zu seinem ,, Stall", näm­lich in die Südostecke der Kartoffelschälküche. Natürlich zum größten Vergnügen der gesamten Lagerbelegschaft, die sich vor Schadenfreude und Erleichterung ins Fäustchen lachte und über die Wut der SS die reinste Befriedigung empfand. Die SS­Soldaten suchten gute Miene zum bösen Spiel zu machen und

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