eigenen Uebersättigung eine Grenze. Doch wurde das Prinzip ,. die neu angekommenen Häftlinge zu erniedrigen und zu foltern, in alter Weise fortgesetzt. Zufällig war ich 1943 geradeDolmetscher für die Politische Abteilung, als Pastor Overmaat aus Zeist hereingebracht wurde. Der SS- Sturmmann, der ihn verhörte, war nicht einmal einer von den Schlechtesten. Er war im Gegenteil den Holländern ganz und gar nicht feind, denn er erinnerte sich immer noch mit Vergnügen einer jungen Dame aus Scheveningen , deren Adresse er gern gewußt hätte. Jeder, der ihm dabei möglicherweise helfen konnte, war eines anständigen Verhörs sicher. Aber natürlich kam das bei einem katholischen Priester nicht in Frage, ebensowenig wie bei einem Juden.
,, Bist du verheiratet?" fragte er Pastor Overmaat. ,, Nein!"
, Warum nicht?".
,, Katholische Priester heiraten nicht." ,, Hast du Kinder?"
,, Nein, ich bin doch nicht verheiratet."
,, Aber deshalb kannst du doch uneheliche Kinder haben." Offensichtlich wollte der Pfarrer gerade gegen diese schamlose Unterstellung protestieren, die in verletzendem Ton und mit erhobener Stimme ausgesprochen wurde. Aber sein Blick fiel auf mich, er nahm sich zusammen, lächelte resigniert, seufzte ein wenig und antwortete ruhig:
,, Ich habe keine Kinder."
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, Warum hat man dich verhaftet?"
, Weil ich einem Mitglied der Niederländischen National sozialistischen Bewegung ein kirchliches Begräbnis verweigert habe."
,, Das war politischer Katholizismus."
,, Das war lediglich die Befolgung eines bischöflichen Befehls."
,, Hau' ihm eine' runter!"
Dies sagte unser Sturmmann zu Franz, dem polnischen Dolmetscher, der damals fest im Verwaltungsdienste stand. Franz, der wie die meisten Angehörigen der polnischen Intelligenz, ebensoviel Takt wie Bildung besaß, machte ein paar gewaltige Schritte auf den Pfarrer zu und versetzte ihm einen Klaps, der zwar ganz wie ein richtiger Schlag aussah, aber offensichtlich nicht wehtun konnte.
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