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ICH MACHE MIT EINEM KONZENTRATIONSLAGER

BEKANNTSCHAFT

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Jetzt erst wurde uns klar, was ein deutsches Konzentra­tionslager bedeutet. In Hamburg trieb man mich mit noch an­deren 10 Häftlingen in den Lieferwagen irgendeiner Firma. Wir alle trugen Handschellen. Bei der Polizei hatte man uns noch mit jener kühlen Härte behandelt, wie sie gemeinen Ver­brechern gegenüber angebracht sein mag, die keine freund­liche Geste, kein freundliches Wort verdienen. Aber wir konn­ten uns dabei wie später klar wurde immer noch als Menschen und Mitglieder der menschlichen Gesellschaft füh­len. Wir aber eben Leute, die entweder ihrer Bestrafung entgegensahen oder doch unter dem Verdacht strafbarer Handlungen standen:

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Aber jetzt plötzlich war alles ganz anders. Unten an der Treppe des Polizeiburos, auf dem Halteplatz der Polizeiautos, wo der Lieferwagen vorgefahren war, erwarteten uns zwei Wärter, deren Uniformen anders waren als die Polizeiunifor­men und die uns auch wesentlich anders behandelten, als wir es von den Polizeibeamten gewohnt waren. Einer von ihnen trug eine Peitsche. Sie nahmen uns laut schimpfend in Emp­fang. Ein Ausdruck von Angst trat in die Gesichter der deut­schen Häftlinge ich selbst war der einzige Ausländer unter den Opfern. Und plötzlich, als wäre eine Granate ganz in der Nähe explodiert, stürzte alles stolpernd und überhastet in den Wagen. Ich gehörte mit zu dieser kleinen Herde, wurde willenlos mitgerissen und buchstäblich in diesen Kasten auf Rädern hinaufgezerrt. Es war ganz dunkel. Die Decke war niedrig. Eigentlich war nur für die Hälfte von uns Platz. Wir lagen gekrümmt und gedrückt übereinander und konnten kaum ein Glied rühren. Soweit das Menschen überhaupt mög­lich ist, lagen oder standen wir wie Möbel in einem Packwa-. gen aneinandergepackt und aufgeschichtet. Die Tür hinter uns

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