,, Was hast du nur, schreist mitten im Schlaf, schlägst um dich und springst auf."
,, Sie haben Fritz Jahnke hingerichtet!"
,, Unsinn, du hast geträumt!"
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Wirklich! War das nur ein Traum? Oh, es war ein entsetzlicher Traum! Entsetzlich!"
,, Leg' dich wieder hin und schlaf. Du bist ja ganz naẞ. Du fieberst. Walter, werde mir nur nicht krank."
Kreibel wirft sich aufs Kissen zurück, läßt sich wie ein Kind die Bettdecke bis an die Brust legen und das Gesicht streicheln. ,, Ilse, glaubst du, daß sie ihn hinrichten werden?" ,, Nein, sie werden das Urteil nicht vollstrecken!" Kreibel stößt einen Seufzer der Erleichterung aus.
Die Woche ist vorüber. Heute trifft Kreibel die drei. Er hat sich entschieden. Er versteht jetzt gar nicht, wieso es Hemmungen geben konnte. Die Partei ruft, wie kann er da zögern.
Und doch. Es schwelt in ihm ein Rest Grauen. Die Erinnerung hat an Farbe verloren, ist verblaßt, aber mitunter steigt sie doch grell vor ihm auf: Dunkelhaft. Nächtliche Auspeitschungen. Einzelhaft. Der Oktobersonntag mit dem angeschossenen Gefangenen und dem Orgelspiel. Koltwitz' qualvoller Tod... Und doch. Er hat sich entschieden. Jeder muß sich entscheiden; es gibt kein Ausweichen, kein Entrinnen.
Kreibel ist auf dem Wege zur Heitmannstraße. Unterwegs kauft er sich eine Abendzeitung und liest im Gehen darin.
Mit einem Male ist ihm, als stürzten die Häuser vornüber, sausten die Bäume und Laternenpfähle durch die Luft. Er sucht Halt und stützt sich am Gitter eines kleinen Vorgartens.
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