,, Und... und meine Frau?"

,, Deine Frau? Die bleibt natürlich hier."

Kreibel wird rot. Er weiß gar nicht weshalb. Warum sehen ihn die Genossen so eigenartig an? Er kann doch schließlich eine Frau haben und sich um ihr Schicksal kümmern?

"

Wir haben schließlich alle Frauen. Wie du sie am besten unterstützt, mußt du in Frankfurt mit den Genossen regeln. Du wirst dir hier eine Deckadresse suchen und so weiter. Na, das ist ja alles selbstverständlich."

Für Kreibel ist alles absolut nicht selbstverständlich. Er hätte Lust, den kaltschnäuzigen Genossen eine Abfuhr zu erteilen; würde am liebsten sagen, daß er auf den Parteiauftrag ver­zichte, daß er überhaupt nicht die Absicht habe, illegal zu arbeiten. Aber er zaudert und schweigt.

Da erhebt sich der älteste der drei Genossen, ein großer und beleibter Mann mit einem groben Gesicht, einer Glatze und auffallend starken Augenbrauen. Er hat bisher kein Wort ge­sprochen; jetzt wendet er sich mit ruhigen Worten an Kreibel: ,, Genosse, du bist noch nicht ganz im reinen mit dir. Wir wollen nichts überstürzen. Überleg' dir alles noch einmal genau und teile uns in einer Woche deinen Entschluß mit. Dann kannst du auch gleich, wenn du den Auftrag annehmen willst, Papiere und Fahrkarte erhalten. Ist dir doch lieber so, nicht wahr?" ,, Ja, danke! Ich werde mir es überlegen!" Kreibel läuft wieder

rot an.

,, Hast du im Lager von einem Genossen Torsten gehört?"

,, Und ob ich von ihm gehört hab'. Wir lagen im Keller Zelle an Zelle. Ich möchte wissen, wo er jetzt steckt."

,, Torsten befindet sich im Untersuchungsgefängnis. Sein Prozeß wird in einigen Wochen steigen."

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