Nagel gut zu. Nur den prüfenden, beobachtenden Blicken der Gefangenen weicht er aus.„Es ist verdammt heiß!” sagt er zu ihnen leichthin.„Wenn ihr nicht mehr stehen könnt, müßt ihr die Hacken ein wenig anheben. Das schafft Erleichterung!”
Längst sind die Posten abgelöst, die Arbeitskommandos sind wieder bei ihrer Arbeit, die Gefangenen stehen immer noch im Sonnenbrand auf dem Hof. Vier Stunden stehen sie bereits auf einer Stelle. Die Glieder schmerzen, der Kopf ist benommen, der Magen verkrampft sich vor Hunger, der Mund ist ausgetrocknet. Sie beneiden die Kameraden, die mit Hacken und Spaten ar- beiten, hauen und schaufeln dürfen, die die freigelegten Steine fortkarren. Gewiß, auch sie schwitzen, leiden unter der Hitze, aber es kann nicht so furchtbar sein wie dieses Strammstehen, dieses untätige Schmoren.
Die Kräftigsten fangen an zu taumeln; ein junger Arbeiter in kurzen Hosen, mitSchillerkragen und einem mädchenhaft weichen Gesicht schlägt hin. Seine Nebenmänner richten ihn auf und stützen ihn.
Endlich kommt ein blauer Justizbeamter in funkelnagelneuer Gefängnisuniform und kommandiert:„Sachen aufnehmen!” In Zweierreihen torkeln die Gefangenen die Steintreppen des Ge- fängnisses hinauf. Auf einem breiten, kühlen Korridor müssen sie sich wieder aufstellen. Es ist eine Erholung, hier, vor der Sonne geschützt, zu stehen; die Körper straffen sich; alle atmen er- leichtert auf.
„Die ich jetzt aufrufe, merken sich, welcher Gruppe sie zugeteilt sind. Adolf Rahtje, Gerhard Buschin, Egon Grinke, Hermann Drews, Waldemar Lohse, Walter Engelbert, Wilhelm Biallas, Johannes Kolzen, Friedrich Bökenmaier, Walter Neumann, Ernst Föller, Arthur Senger, Otto Stehnke, Willi Auerbach, Friedrich
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